10 Facebook-Posts, die ich schrieb, als ich ziemlich angetrunken war

Betrunken die Finger von Facebook lassen? Unser Autor hat mal 10 seiner betrunkensten Posts rausgesucht.

Ich habe einen Alkohol-Test gemacht. Ich habe gezielt nach Facebook-Posts gesucht, von denen ich weiß, dass sie im angetrunkenen Zustand entstanden sind. Und natürlich stellt sich die Frage: Soll man im angetrunkenen Zustand bei Facebook schreiben? Sollte man da nicht die Finger von der Tastatur lassen? Schon deshalb, weil wir im angetrunkenen Zustand besonders ehrlich, verletzlich, erregbar sind?

[Anmerkung . Red.: Die Posts wurden in Hinblick auf Leserlichkeit und Grammatik bearbeitet. Die die originalen Posts bei Facebook sind jeweils dahinter eingebettet.]

07. Mai 2014, 4:14 morgens
OMG! Also es ist gerade folgendes passiert: Ich berichte ja als rasender Reporter von der Leipziger Versicherungs-und Fondsmesse (LVFM), die morgen wieder stattfindet, und das bedeutet: ich kann mich auf Kosten des Veranstalters kostenlos betrinken. Als ich soeben als einer der letzten verbliebenden Gäste in der früheren Bhudda Art Gallery mich nach 5 Gin Tonic, 2 Wodka Cola und einem Bier auf den Nachhauseweg machte, verspürte ich plötzlich Durst und kehrte gegen 3 Uhr in der Früh in der Spielothek nahe dem Hauptbahnhof ein, um dort noch ein Bier zu trinken. Oh Wunder! Ich begegnete dort meinem früheren Zeulenrodaer Mitschüler „Johnny4You“ (ich glaube, das ist ein Pseudonym), der mit meinem Bruder Sven in einer Band spielte und sich an einem einarmigen Banditen zu schaffen machte. Ich drückte ihm zwei Euro in die Hand, fragte: „Glaubst Du, Du kannst daraus mehr machen?“ und verschwand auf der Toilette.
Als ich nach wenigen Minuten von der Toilette wiederkam, hatte Mister „Johhny4You“ mehrere Euroscheine in der Hand, die er an der Kasse gegen das Kleingeld umgetauscht hatte. Er hatte tatsächlich aus dem Wetteinsatz von 2 Euro innerhalb weniger Minuten einen Gewinn von 40 Euro erzielt, sagte „Fifty Fifty“ und drückte mir mehrere Geldscheine in die Hand. Das Geld investierte ich in Zigaretten und Bier, so dass ich nun noch betrunkener bin. Mister „Johnny4You“ jedenfalls bestand darauf, mit mir auf seinen Gewinn anzustoßen. Shit! Ich bin total betrunken und muss in vier Stunden schon wieder aufstehen. Ein Prosit auf die Glücksfee!

28. Oktober 2014, 01:56 morgens
Mein Abend:
1.) Ich komme gerade von einer Lesung. Kultur! Es gab wohl so 1-4 Gin Tonic umsonst. Vielleicht auch 5. Oder 6. Jedenfalls mindestens einen zu viel.
2.) Wahrscheinlich wurde ich gerade Zeuge, wie sich ein Dackel in eine Schäferhündin verliebte. Und dachte mir so: Ok, der Dackel könntest du sein. Aber mit der Schäferhündin: das wird nichts! Gegensätze bellen sich an.
3.) Auf dem Nachhauseweg hörte ich volle Lautstärke kurdische Musik. Ahmed Aslan. Und dachte mir so: cool, auf der Eisenbahnstraße würdest du wegen der Musik paar aufs Maul bekommen, weil es kurdisch klingt. Und in Grünau, weil es türkisch klingt. Aber vielleicht ist das ein Vorurteil.
4.) Ich habe mir bei Burger King zwei Veggie-Burger gekauft. Für insgesamt 7,38 Euro! Hey, seit wann sind die vegetarischen Burger teurer als die mit Fleisch? Klar: eine Kuh in der Massentierhaltung braucht weniger Platz als ein Salatkopf. Nur eines erstaunt mich: Laut Kalorien-Tabelle haben die Veggie-Burger ungefähr genauso viele Kalorien wie ein Fleisch-Burger. Obwohl man das Fleisch weglässt?
Und was macht Ihr so?

16. Juni 2015, 21:43 abends
Oh! Ich bin gerade in eine Weinverkostung der Firma Pallhuber hineingeraten. Bin quasi im Hauptbahnhof in einen Raum hineingezogen wurden, wo früher ein Handy-Laden drin war, und die Frau Verkosterin wunderte sich erst einmal, dass ich Pallhuber gar nicht kenne, da das Weingut doch sogar in einem Loriot-Sketch auftauchen würde.
Ich hatte dann recht schnell 5 Sorten Wein durchprobiert, wobei ich mich bemühte, möglichst fachmännisch am Glas zu riechen, und sonderte kompetente Kommentare der Sorte „Dieser Wein schmeckt recht rauchig“ ab, was die Frau jedenfalls völlig missverstand, sie fragte mich: „Wieso schmeckt dieser Wein traurig? Ich finde, er hat eher eine fröhliche Note!“, und dann schaffte sie noch eine Flasche Wein heran, weil sie dachte, der Wein schmeckt mir nicht, und dann holte sie plötzlich einen Vertrag hervor, und vor Schreck fragte ich: „Was kostet diese Flasche denn?“ Und sie antwortete: „16,95 Euro“.
Ich erklärte daraufhin feierlich, dass mir der Wein nun noch viel besser schmecke, und sie fragte, ob ich eine Kiste davon bestellen wolle, und ich fragte: „Kann man den Wein auch einzeln kaufen? Hier, gleich im Laden?“, und sie antwortete: Nein, nur bestellen, und zwar kistenweise, aber die Sorten könne ich mir frei zusammenstellen, und ich fragte: „Geht das auch im Internet?“, und sie antwortete: Nein, nur per persönlicher Bestellung, denn sie wolle ja auch meinen Ausweis prüfen und wissen, ob ich volljährig und zahlungsfähig sei (da musste ich kichern), und Pallhuber würde den Wein nur auf Messen und Weinverkostungen anpreisen, und zwar bundesweit. Ich hätte auch Zeit mit dem Bezahlen, und zwar bis September, und außerdem würde sie bei mir eine Ausnahme machen: normalerweise müsste man anfangs zwei Weinkisten je 6 Flaschen bestellen, aber bei mir würde eine Kiste ausreichen, und die Weine würden auch in einer edlen Holzkiste kommen, die könne man dann gleich verschenken, und ich versuchte im Kopf auszurechnen, wie viel 6 x 16,95 Euro ist. Jedenfalls versprach ich dann, mir die Sache mit der Bestellung noch einmal zu überlegen, sie seien ja sicher noch eine Weile da, sie antwortete: „nur bis Anfang August!“, und beim Hinausgehen habe ich dann leise „Tschuldigung“ gesagt. Ich glaube, das mit mir und Pallhuber: das wird nichts.

2. Juli 2015, 01:28 morgens
Okay, folgende Situation: Ich komme aus einem Kinofilm, in dem Dinosaurier eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielen, und habe schon ein wenig am Glas genippt (Zählen wir mal zusammen: Das waren zwei Gin Tonic, zwei Weißwein-Schorle, ein Mojito sowie zwei Gläser Birnen-Cidre).
Auf dem Heimweg kommt plötzlich ein Typ auf mich zu. Sturzbetrunken, rotes Gesicht, circa 45 Jahre und ausgewaschenes weißes T-Shirt mit Deutschland-Fahne.
Er steuert geradewegs auf mich zu und sagt: „Atemlos!“
Ich: „…durch die Nacht?“
Er: „Atemlos!“
Ich: „…durch die Nacht!“
Er: „Atemlos!“
Ich: „…durch die Nacht!“
Er winkt ab und geht weiter. Ich hinein zu Burger King, kaufe mir einen Cheese Burger. Gehe wieder raus, über die Straße, durch den kleinen Park, der zwischen Hauptbahnhof und Leipziger Oper liegt. Plötzlich tritt ein Typ aus dem Gebüsch und sagt: „Pssssst!“
Ich: „Neeee!“
Er so: „Psssssst!“
Ich: „Nee, du! Ich habe nichts, neeee!“
Er: „Pssssst!“
Ich: „Nee, du! Ich habe echt nichts, neee!“
Er verschwindet wieder im Gebüsch.
Ich gehe nach Hause und denke: „Wow! Dinosaurier!“

11. November 2015, 21:59 abends
Bin gerade am Deutschen Literaturinstitut beim gemeinsamen Essen mit Flüchtlingen und kann berichten: Syrer tanzen zu Snoop Doggy Dogg und Michael Jackson, aber nicht zu Helene Fischer.
Ich glaube, das mit der Integration wird schwierig.

30. Januar 2016, 00:33 morgens
Gibt es ein Pendant zum Feel-Good-Movie? Sozusagen ein Feel-Bad-Movie? Ich hätte da einen heißen Tipp. Okay, eigentlich ist er eher kalt: The Revenant mit Leonardo DiCaprio. Beginnt zappenduster, dann geht es meist steil bergab. Ansonsten beeindruckender Film, besonders wenn man dem alttestamentarischen Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ zugetan ist. Nicht unbedingt für das erste Date, aber vielleicht für das letzte. Wie Leonardo schwer verletzt durch die Winterlandschaft stapft! Nehmt ein paar Eiswürfel mit, um sie Euch in unerwarteten Momenten gegenseitig in den Nacken zu stecken, das erhöht die Wirkung. Eigentlich der ideale Film, um bei minus fünfzehn Grad als Winter-Open-Air-Kino gezeigt zu werden. Mehr will ich gar nicht verraten, Ihr sollt Euch den Film ja noch ansehen. Und Leonardo hat natürlich einen Oscar verdient, was bedeutet, dass er ihn voraussichtlich wieder nicht bekommt. Wie gesagt: Feel-Bad-Movie!

13. Februar 2016, 02:09 morgens
Ich war am Freitag zum ersten Mal im Night Fever in Leipzig. Und habe zu Boney M. getanzt. Kein Witz: Ich habe zu Boney M. getanzt! Daddy Cool. Die Tanzfläche war plötzlich leer, nur noch vier Leute tanzten. Und eben ich. Zu Boney M.! Die anderen standen an der Tanzfläche und haben zugesehen. Oh Mirko, ganz ruhig, es gibt davon sicher keinen Smartphone-Mitschnitt. Damn! Habe ich wirklich zu Boney M. getanzt? Na ja, nach 4 Bier und einem Gin Tonic kann das schon mal passieren. Boney M.! Hat man sich für alle Zeit für Literaturpreise disqualifiziert, wenn man zu Boney M. tanzte? Wie viele Beziehungen scheiterten, weil jemand zu Boney M. tanzte? Ist das schon ein Kündigungsgrund? Ich will die Sache jetzt nicht hochstilisieren, aber es waren eben Boney M.! Nicht die Bee Gees, das wäre ja noch okay gewesen. Sondern Boney M.! DIE Boney M., genau die! Morgen werde ich aufstehen, zum Einkaufen in die Stadt gehen und dann wird da plötzlich eine fremde Person im Supermarkt sagen: Ey du, du bist doch der, der im Night Fever zu Boney M. getanzt hat. Ich habe dich auf YouTube gesehen. Scheck mal deinen Rhythmus, du warst völlig aus dem Takt. Du darfst nicht so mit den Armen rudern. Und dann werde ich sagen: Nein, das muss ein Irrtum sein, ich tanze doch nicht zu Boney M.! Und er wird sagen: Arbeite an deinem Hüftschwung, Alter, du warst völlig steif in der Hüfte. Disco Fox, das kann doch nicht so schwer sein. Musst eben laut mitzählen: Schritt Schritt Tapp, dann wieder Schritt Schritt Tapp. Kannst du nicht mal Disco Fox tanzen? Und ich werde sagen: Sorry, nein.

25. März 2016, 00:56 morgens
„Pragmatismus bedeutet, selbst in der größten Katastrophe noch die Chancen zu erkennen.“
Der Spruch ist gut, nicht?
Okay, wenn man betrunken ist.
Dann beginnt man auch, sich selbst zu zitieren.
Morgen werde ich den Spruch wieder doof und banal finden.
Nach drei Bier bin ich der Paulo Coelho unter den Leipziger Kneipengängern!

06. Oktober 2016, 01:42 morgens
In einem älteren Notizheft steht also folgendes:
„Die Kunst des Scheiterns besteht darin, derart zu scheitern, dass man trotzdem begeistert. Im Schulsport war es mein größter Triumph, dass ich beim Hochsprung eine Höhe, die ich nie hätte überspringen können, trotzdem meisterte: ich bin einfach im entscheidenden Moment, als die Lehrerin kurz nicht hinschaute, unter der Latte durchgesprungen, ohne sie zu reißen. Alle lachten, und die Sportlehrerin lobte mich hinterher vor der ganzen Klasse für meine Leistung. Schon deshalb sollte man die eigene Messlatte immer sehr hoch legen: damit man leichter drunter durchspringen kann! Aber ist das Scheitern dann eigentlich noch ein Scheitern, oder ist man im Scheitern gescheitert?“
(PS: bin mir nicht sicher, ob das immer klappt)

20. Juli 2017, 01:52 morgens
Ich war auf einem Hipster-Black-Metal-Konzert! Und woran erkennt man Hipster-Black-Metal?

Okay, ich verrate es Euch:
1.) Man kann den Bandnamen auf den Band-Shirts entziffern! Geht eigentlich gar nicht: Lesbare Band-Namen auf Band-Shirts!
2.) Die Bands haben keinen rumpeligen und scheppernden Scheiß-Sound, sondern eine gute und vernünftige Produktion. Geht gar nicht: Eine gute und vernünftige Produktion!
3.) Man beruft sich nicht auf Burzum oder Bathory, sondern eher auf Tortoise und Pink Floyd. Kann man eine Band ernst nehmen, die sich auf Tortoise und Pink Floyd beruft?
4.) Die Bands kommen nicht aus Norwegen, sondern aus Japan und Südafrika. Japan und Südafrika! Gibt es da überhaupt einen Wald, den man besingen kann? Gibt es da überhaupt Wikinger, die das Christentum bekämpfen?
5.) In den Songtexten der Bands geht es nicht um Satan, Tod und Teufel, sondern um Innerlichkeit und Psychologie. Ey, geht gar nicht: Innerlichkeit und Psychologie! Demnächst kommt noch heraus, dass es sich bei den Musikern um studierte Psychologen handelt!
6.) Die Musiker haben noch nie eine Kirche abgefackelt. Warum auch? Religion ist eigentlich nicht wirklich ihr Thema. Und sie haben ja grundsätzlich auch Verständnis dafür, wenn jemand tief gläubig ist. Scheiße: Hipster-Black-Metal-Bands sind eher tolerant. was die Weltanschauung betrifft!
7.) Die Musik ist nicht simpel und primitiv, sondern ziemlich komplex. Keine rumpeligen Punk- und Blastbeat-Sounds, sondern lange Instrumental-Passagen, Akustik-Gitarren, Shoegazer-, und Ambient-Einflüsse. Die Songs dauern 15 Minuten. Die kürzeren!
8.) Ja, ich gebe es zu: Ich war auf einem Hipster-Black-Metal-Konzert. Und eigentlich mag ich die Musik sehr, denn ich bin ja auch keine zwölf mehr. Die Bands: Heaven in her arms, Solbrud, Red Apollo und Wildernessking. Waren übrigens sehr nett: Ich habe eine Menthol-Zigarette gegen einen Joint eingetauscht. Aber das darf man hier ja auch nicht verraten.

Horns Up!

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