Ein Amiga 1000

Guru Meditation: 30 Jahre Amiga 1000

Der Amiga wird 30 Jahre alt. Wenige Homecomputer hatten so viel Einfluss auf die Entwicklung des Personal-Computers und unserer Kultur. Der Amiga war ein Gott unter den Maschinen.

Commodore hatte Geld wie andere Leute Dreck. Genug jedenfalls um Andy Warhol und Debbie Harry zur Vorstellung des Amiga 1000 am 23. Juli 1985 einzuladen.

Der Amiga 1000 war schlicht und ergreifend ein Meilenstein, und Commodore festigte damit seine Position als Marktführer. Apple hatte schon ein grafisches Betriebssystem, IBM als Titan der Office-Computer noch ein textbasiertes auf seinem IBM-PC, von einer akzeptablen Soundausgabe mal ganz abgesehen. Der Amiga 1000 brachte all das und mehr: 8-Kanal-Stereo-Sound, bis zu 4096 Farben (zwar mit irrwitzen Hardware-Tricks, aber immerhin), 16 Bit-Prozessorarchitektur und 256KB RAM (+256KB Kickrom-Speicher). Das waren Daten die nur eins bedeuten konnten: Die Kiste wird schweineteuer. 1.595 US-Dollar für einen Amiga 1000 mit Farbmonitor. 1985. Das entspricht heute etwa 3500 US-Dollar. Aber die Investition lohnte sich. Der Amiga 1000 wurde zwar nicht zum zweiten C64 der bis heute der am meisten verkaufte Homecomputer, aber er war ein Erfolg. Zum richtigen Gassenhauer wurde erst der zwei Jahre später erschienene Amiga 500. Der Amiga 500 war und ist ein historisches Schwergewicht für die Computergeschichte, denn er machte bis dato unbekannte Features preisgünstig verfügbar.

Während IBM Charlie Chaplin als Werbefigur bemühte und sich mit sterbenden Festplatten rumschlug, gab Commodore mit den multimedialen Qualitäten des Amiga 500 an – und mit Buzz Aldrin, Little Richard und den Pointer Sisters:

Der Spot erinnert mich übrigens an die KlickSafe-Kampagne der EU:

Aber nicht nur computerhistorisch sondern auch kulturhistorisch hat der Amiga eingeschlagen. Die Computerspieleindustrie schuf auf dem Amiga solche ewigen Klassiker wie Monkey Island, IK+, Another World oder Turrican. (Warum noch keiner ein anständiges Turrican-Remake angeleiert hat ist mir ein Rätsel.) Mit diesen Spielen schrieb sich der Amiga in die Herzen der Menschen und die in die Computerspielgeschichte.

https://www.youtube.com/watch?v=ACNPxKhxAjM

Und jetzt alle:
https://www.youtube.com/watch?v=PiYuq6Ac3a0

Der Amiga war zudem ein Fundament der elektronischen Musik. Zwar hat der C64 die Ehrenwürde verliehen bekommen elektronische Musik nach vorne gebracht zu haben, aber der Amiga machte etwas neues verfügbar: Sampling. Erstmals konnte man kostengünstig Soundsamples in Musik verwenden. Mit wenig Aufwand konnte man sogar Sounds aufnehmen. Die florierende Musikkultur des Amigas popularisierte das Dateiformat MOD – der MP3 der 80er. MOD-Dateien waren aus Samplen gebaute Songs die nach vorgegebenen Mustern abgespielt wurden. Quasi eine Datei, die Instrument und Partitur in einem war. Im Vergleich zum rein frequenzmodulierten Sound des C64 oder dem Gequake des PC-Speaker war das HiFi.

Einer der großen Meister der Amiga-Musik war und ist Chris Hülsbeck:

Eine bis Dato nur für Spezialhardware vorgesehene Domäne erreichte der Amiga 2000: Videoschnitt. Mit dem 1990 auf den Markt gekommenen VideoToaster konnte der Amiga Videos schneiden und manipulieren. Damit wurde auch Videoschnitt erschwinglich. Die Koppelung des VideoToasters an die Rendering-Software LightWave 3D brachte den CGI-Boom ins Rollen.

https://www.youtube.com/watch?v=eajuMYNYtuY

Ja. Der T1000 stammt zumindest im Ansatz aus einem Amiga. Der komplizierte Teil wurde aber auf Großrechnern berechnet.

Zum dreißigsten gab es auch noch ein kleines Schmankerl, denn das Malprogramm Deluxe Paint – das Photoshop seiner Zeit – wurde gerade als OpenSource-Software veröffentlicht. Deluxe Paint war die Killer-Application für den Amiga 1000. Zusammen mit dem Amiga vorgestellt, bei der Vorstellung von Andy Warhol(!) benutzt um Debbie Harry(!!) zu malen und definierend für eine ganze Ästhetik. Die Retro-Pixel-Grafik heutiger Spiele lässt sich zweifelsohne auf die Ästhetik von Deluxe Paint zurückführen.

https://www.youtube.com/watch?v=5fF1OYaobPA

Der Amiga war das Nonplusultra der Homecomputer. Ein Gott unter den Maschinen.

Aber seht selbst:

PS: Es gab auch eine deutsche Präsentation des Amiga 1000. Ich sage nur eins: Frank Elstner!

[UPDATE 30.7.15: In der ersten Fassung des Artikels hieß es der T1000 stamme aus dem Amiga. Das ist nur in Ansätzen richtig. Die Effekte der ersten Folgen der Serie Babylon 5 wurden aber mit Amiga-Clustern gerendert.  Desweiteren wurde uns noch der Hinweis auf die Doku VivaAmiga gegeben. Herzlichen Dank an André Owczarek für die Korrekturhinweise]

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