Mixed Marsls Comic-Kiste #2: Schwere Frauen, Tödlicher Sex und Nazidinos
Marcel Durer liebt Comics. Er liest und sammelt Comics, arbeitet mit ihnen und referiert sogar über sie. In unserer Reihe Mixed Marsls Comickiste widmet er sich den Kuriositäten in der Welt der Comics.
Es ist noch gar nicht all zu lange her, da waren Comics noch nicht salonfähig. Wenn man sich für 5 Euro ein Heft gekauft hat wurde man schon komisch beäugt, wie man denn so viel Geld für „so etwas“ ausgeben könne. Action Figuren vom Hulk oder den X-Men wurden vom unwissenden Betrachter fälschlicherweise als He-Man-Figuren identifiziert. Mit Anspielungen auf Batman konnte auf einer Party auch niemand so richtig was anfangen. Als lebenslanger Comicfan kann ich euch sagen: seit den Verfilmungen von Christopher Nolan und den Marvel Studios ist der Comic-Geek und seine Kultur im Mainstream angekommen. Doch wenn man sich nur auf die Verfilmungen beschränkt, dann bekommt man im Bestfall aufpolierte Nacherzählung von Handlungen, die sich in Comics über mehrere Bände zogen und mit den Handlungssträngen anderer Reihen verwachsen sind. Und man verpasst die Kuriositäten, über die ich in dieser Reihe berichten möchte. Herzlich willkommen zur ersten, vollwertigen Ausgabe von Mixed Marsls Comickiste. Heute geht es um Sex mit tödlichen Folgen, die fettesten Frau von Metropolis und Nazidinos. Nun ja.
Die fetteste Frau von Metropolis
Noch bevor ich mich DC Comics zugewandt habe, kannte ich schon Lois Lane und Superman dank der 90er Jahre Serie Lois & Clark – The New Adventures of Superman als das Traumpaar der Superheldenwelt. Doch gerade in den frühen Comics ist die Beziehung der beiden gar nicht so traumhaft – zumindest für Lois Lane. Diese Dame wird uns in dieser Reihe noch einige male beschäftigen, sind die Dinge, die ihr widerfahren doch recht unglaublich.
So wie die Geschichte aus Superman’s Girlfriend Lois Lane #5 bei der Lois Lane einem gefährlichen Kriminellen auf der Spur war. Superman machte sich Sorgen um seine Geliebte, weswegen er sich etwas ausdachte, damit sie nicht vom Schurken erkannt wird: Er lässt sie mit einem „Fat Ray“ von einem befreundeten Wissenschaftler beschießen. Jawohl, ein „Fat Ray“, also ein Strahl der Leute … fett macht. Lois Lane Gewicht verdoppelt sich daraufhin und ihre gesamte Garderobe passt ihr nicht mehr. Daraufhin schlägt ihre Nachbarin ihr vor, doch zum „Fat Girl’s Shoppe“ (Jap) zu gehen. Doch auf dem Weg dorthin bricht das Auto unter ihrem Gewicht zusammen (Doppel-Jap), woraufhin Superman zur Hilfe eilt und sie mitsamt dem Auto durch die Lüfte trägt, nur um danach ihr noch zu sagen, dass sie richtig schwer ist und er eher gewohnt ist mit jemand leichtem wie Lois Lane zu fliegen. „You would make two of her!“ (Dreifach-Jap). Dieser Spruch ist allein deswegen schon einfach unverschämt, weil Superman ja wissen müsste, dass es Lois Lane ist, Lois Lane aber im Gegenzug nicht weiß, das Superman von ihrer neuen Statur weiß. Die restliche Ausgabe handelt davon wie Lois (vergeblichst) versucht ihr Gewicht zu verlieren, bis Superman die Wirkung des Strahls umkehrt und somit dafür sorgt, dass Lois am nächsten Tag wieder schlank ist. Und so endet das Heft mit einer Lois Lane, die mit Superman Essen geht und sich den Bauch vollschlägt – da sie ja so oder so morgen wieder die schlanke Lois sein wird. Betitelt wurde die Geschichte übrigens mit dem Subtitel: „The Fattest Girl in Metropolis“. Dieses Heft ist nicht nur ein schönes Beispiel für den triefenden Sexismus in frühen Comics, sondern auch dafür, dass Superman ein gemeiner Sack sein kann.
Sex mit Folgen
Spider-Man ist – ähnlich wie Superman – auch nicht gerade der optimale Partner. Dies liegt jedoch weniger daran, dass er nicht wüsste wie er sich zu benehmen hat. Vielmehr ist es einfach nicht sicher seine Freundin zu sein. Gwen Stacy, Spider-Mans erste ernsthafte Freundin stirbt durch Spider-Mans tun, ironischerweise tötet er sie beim Versuch sie zu retten. Doch das ist leider nicht alles. Der Vorzeige-Love-Interest und spätere Ehefrau des freundlichen Wandkrabblers ist die rothaarige Mary Jane In der Miniserie Spider-Man: Reign hat Mary Jane ein besonderes Kreuz zu tragen. Wie wir alle wissen hat der Biss der radioaktiven Spinne Peter Parker seine Kräfte verliehen und sein Körper wurde damit für immer verändert. In der dystopischen Zukunft der Miniserie wird erzählt, dass durch Spider-Mans radioaktives Sperma und Jahre des gemeinsamen Geschlechtsverkehrs Mary Jane verstrahlt wird. Sie stirb in dieser Geschichte an Verstrahlung. Nochmal im Klartext: Spider-Mans Sperma tötet Mary Jane. Mit seinen eigenen Worten: „Loving me killed you! Like a spider crawling up inside your body and laying thousand eggs of cancer … I killed you.“
Ist das romantisch, tragisch oder kann das weg?
Nazidinos
Das DC Universum hat viele eigenartige Charaktere. Einer von ihnen ist Tyrannosaurus Reich: Ein Nazi-Dinosaurier aus der Dimension der Nazidinos. Ja, scheinbar haben sie eine komplette, eigene Dimension. „Was zeichnet einen Nazidino aus?“ fragt ihr euch? Nun, es sind Dinosaurier, die NS-Uniformen tragen, wie Wehrmachtssoldaten bewaffnet sind und ein strammes Deutsch sprechen.
Ja, sie sprechen Deutsch.
Historische Korrektheit kann man bei den Nationalisten-Echsen nicht erwarten: an einer Stelle wundert sich Tyrannosaurus Reich darüber, dass er scheinbar „nicht mehr in der Kaiserzeit“ ist. Und die Tatsache, dass er es irgendwann mit einer riesigen Katze zu tun bekommt, vor der er dann die Flucht ergreift, macht die Sache irgendwie nicht besser. Tyrannosaurus Reich taucht als Schurke in Major Bummer auf, einer DC-Reihe die sich im allgemeinen nicht besonders ernst genommen hat. Die Entscheidung, ob dieser Charakter oder Iron Sky 2 realistischer ist, überlasse ich jedem selbst.
Warum nur Mainstream?
Die erste Reaktion auf meine erste Origins-Ausgabe war, warum ich mich nur auf die großen Verlage konzentrieren würde. Gerade die Storys jenseits des Mainstreams beherbergten großartige WTF?-Momente und absurde Charaktere. Das ist korrekt. Jedoch sind solche Elemente meist Teil ihrer Identität. Was ich damit meine ist, dass die Dichte der erwähnenswerten Momente und die beschränkte Zahl der Ausgaben schon wieder viel von der Sensation wegnehmen. Dagegen sind die Mainstream-Comics innerhalb ihres Genres eben für gewöhnlich nicht absurd genug. Es ist schon etwas besonderes, wenn Superman um ein Haar einen Porno dreht (Ups, Spoiler!) als wenn bei Preacher sich ein Charakter sein Gesicht mit einer Schrotflinte zerschießt und von nun an „Arschgesicht“ heißt. Preacher im Ganzen wäre erzählenswert, würde aber wieder das Thema eines Kuriositätenkabinetts verfehlen. Ich hoffe es ist klar, was ich damit sagen möchte.
Dennoch mag ich natürlich auch Comics fernab des Mainstreams und deswegen habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich dem Einwurf auf das Konzept der Mixed Marsls Comickiste gerecht werde. Daher habe ich beschlossen, bei jeder Ausgabe eine Comicempfehlung zu machen, die nichts mit Marvel, DC oder den anderen großen Playern zu tun haben. Comics, die der typische Mainstream-Leser nicht auf dem Radar hat.
Meine Empfehlung diesmal: American Jesus. Mark Millar, wahrscheinlich am besten bekannt für seine Arbeit an Marvel Civil War oder Kick-Ass, erzählt zusammen mit Zeichner Peter Gross und der auf Aquarell basierenden Colorierung von Jeanne McGee über einen zwölfjährigen amerikanischen Jungen, der die Wunder wirkt, die man Jesus Christus nachsagt. Ist er der zurückgekehrte Jesus?
Bildquellen
- Die Fetteste Frau 3: DC Comics
- Nazidinos 1: DC Comics
- Mixed Marsls Comickiste: Marcel Durer