No, Mr. Bond, I expect you to die! – Vom Dilemma des Bond Bösewichts
Wir allen kennen die Klischees über Bond-Bösewichte, aber ist das Verraten des Plans wirklich jedes Antagonisten Untergang? Nein, Bond ist es.
Wir alle kennen das Klischee des Bond-Bösewichts. Der komplett wahnsinnig Gewordene, der mit seinen Minions und Henchmen auf seiner Vulkaninsel hockt und die Menschheit erpresst. Wir kennen auch das scheinbare Problem, das alle Gegenspieler von Blofeld bis Zorin hatten: ihre Redseligkeit. Kaum ein Film, in dem der Bösewicht nicht den Plan verrät. Ernst Stavro Blofeld war der König der Selbstüberlistung. Das wirkliche Dilemma des Bösewichts brachte aber Auric Goldfinger auf den Punkt – in der Szene, in der er versucht, James Bond mit einem Laser von unten nach oben in zwei Hälften zu teilen:
Nein Mr. Bond. Ich erwarte, dass Sie sterben!
Bond: Do you expect me to talk?
Goldfinger: No, Mr. Bond, I expect you to die.
Dass Goldfinger nur Bonds Tod erwartet und im Vorhinein auch noch darauf hinweist, dass er seine nächste Flapsigkeit besser bedenkt, denn es könnte seine letzte sein, zeigt das große Problem der Bösewichte. Nicht einmal sie sind sich sicher, dass James Bond sterben wird. Goldfinger macht aber auch keine Anstalten, seinen Tod sicher zu stellen. Da hat er seinen Widersacher schon am Schlafittchen und erschießt ihn nicht sofort, sondern will völlig grundlos seinen Laser an 007 demonstrieren. Zu allem Überfluss lässt sich Goldfinger auch noch von einer schalen Finte verunsichern. Ein kurzes Gespräch mit seinen Minions lässt Goldfinger den Fehler machen, den Geheimagenten nicht sofort zu töten. Auch wenn Goldfingers Zweifel an der Sicherheit der Operation Grand Slam gerechtfertigt sein mögen, müsste ihm klar sein, dass er nun bessere Chancen hat, denn er weiß, dass der MI6 ihm auf den Fersen ist. Und ein Nachfolger James Bonds, ein 008, hätte größere Schwierigkeiten Goldfingers Plan zu vereiteln. Bis der MI6 mitbekommen hat, dass ihr Mann außer Gefecht ist, sollte Goldfinger auch schon startklar sein für die Operation Grand Slam. Es bestünde also kein Problem, wenn Goldfinger sich nicht selbst eins machen würde.
Nein Mr. Bond. Ich werde sicherstellen, dass Sie sterben!
Bond: Do you expect me to talk?
Goldfinger: No, Mr. Bond. I will make sure that you die.
Goldfinger zieht eine Waffe und erschießt Bond. Ende.
Der Fehler der Bond-Bösewichte ist nicht das Verraten des Plans, er ist, dass sie sich immer wieder ablenken lassen. Das ist ein wunderbares Pars pro Toto für quasi alle 007-Filme. Wenn Sie James Bond nicht mögen und zumindest ein bisschen mitreden wollen, schauen Sie einfach die Goldfinger-Szene. Dann haben Sie alles verstanden, was es über Bond und seine Feinde zu sagen gibt.
Übrigens, als ich die Filmszene das erste Mal im Vor-Teenager-Alter sah, war mir die Tiefe der Problematik eines Lasers, der langsam zwischen den Beinen von James Bond hochfährt, nicht klar.
Bildquellen
- Sean_Connery 1971 James Bond: CC-BY-SA 3.0 NL Nationaal Archief, Nummer toegang 2.24.01.05 Bestanddeelnummer 927-7001 / Mieremet, Rob / Anefo