Der Boston Dynamics Roboter Atlas wird getestet

Robotergesetze: When you punish a robot

Dieser Tage stellte die Google-Tochter Boston Dynamics den humanoiden Roboter Atlas vor. Das Präsentationsvideo ist herzerweichend, weil Atlas darin von den Forschern ziemlich schikaniert wird. Im Zuge dessen fühlte Philipp Müller sich an Asimovs Robotergesetze erinnert.

Als der Roboter Sonny im Film I, Robot von Alex Proyas sagt: „Ich denke, es wäre besser, nicht zu sterben.“, neigt man als Zuschauer dazu, ihm zu glauben und fragt sich erst hinterher: Ist es möglich, dass Maschinen mit Künstlicher Intelligenz solche Sätze aus eigenem Trieb heraus äußern? Beachtlich an Proyas I, Robot ist weniger der Film, der 2004 veröffentlicht wurde, als seine Vorlage aus dem Jahr 1950. Gleichnamig veröffentlicht Isaac Asimov 1950 einen Kurzgeschichtenband, der sich maßgeblich mit dem Verhältnis von Menschen mit Robotern auseinandersetzt. Die von Asimov formulierten Robotergesetze werden auch im Film zitiert.

1. Ein Roboter darf kein menschliches Wesen (wissentlich) verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen (wissentlich) Schaden zugefügt wird.
2. Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins kollidieren.
3. Ein Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.

Diese Gesetze gelten lediglich für Roboter und damals wie heute als unzulänglich, da Software schon heute zu intelligent ist, in einem möglichen Konflikt dieser drei Grundsätze eine eindeutige Entscheidung zu treffen. Auch Asimov beschreibt in seinen Kurzgeschichten bereits, dass eine Entscheidung in diversen Szenarien trotz der drei Gesetze nicht vorhersehbar ist. Somit bieten Theorien darüber, was mit Robotern passiert sobald sie menschlich und somit auch egoistisch handeln können, endlos Stoff für dystopische Science Fiction.

Menschenähnliche Maschinen misshandeln

Wenn man davon ausgeht, dass Roboter so etwas wie Egoismus entwickeln können, kann man daraus schlussfolgern, dass sie auch Empathie entwickeln können. Aus diesem eher utopischen Aspekt heraus betrachtet, stellen sich ganz andere Fragen nach Moral und Verantwortung der Menschen Robotern gegenüber und nicht umgekehrt.
Umso menschlicher (moderne) Roboter auf uns wirken, umso stärker nehmen wir sie als Individuen und nicht mehr als Maschinen wahr. Das führt zu Konflikten mit uns selbst. Die MIT-Wissenschaftlerin Kate Darling (@grok_) forscht seit Längerem darüber, was emotional mit uns Menschen passiert, wenn wir einen Roboter verletzen oder „umbringen“ sollen. Die Grenzen zwischen Vandalismus und Körperverletzung verschwimmen hier zusehends.

Ein Video der Boston Dynamics – eine Firma die zu Google gehört und menschenähnliche Roboter entwickelt – zeigte unlängst eine neue Generation des Atlas-Roboters. Zu Beginn sieht man den Roboter einfache Arbeiten ausführen. Er kann Türen öffnen, durch schneebedecktes unwegsames Gelände laufen und Kisten in ein Regal stellen. Als einer der Entwickler anfängt, dem Roboter ein Paket aus den Händen zu schlagen und ihn herumschubst, hat man das Gefühl, einer Gewaltszene zuzusehen. Es stellt sich Scham und Mitgefühl ein. Abschließend wird der Roboter von hinten umgeschubst, bleibt eine Weile „erschrocken“ liegen, bevor er sich problemlos wieder aufrichtet.

Eine wichtige Frage, die wir uns zukünftig stellen müssen, ist eben jene: Was passiert mit uns, wenn wir Mitgefühl und Empathie für Roboter entwickeln? Wie reagieren wir emotional, wenn wir beobachten, dass diese Roboter „misshandelt“ werden? Und wenn wir zu Empathie gegenüber Robotern fähig sein werden, können wir uns dann auch in Roboter verlieben?
Das Science-Fiction-Filmdrama Her von Spike Jonze hat uns diesem Thema zwar mit sehr viel Kitsch aber auch auf erstaunliche Art und Weise näher gebracht. Wenn nun diese Software nicht mehr nur eine Stimme ist, sondern auch einen Körper dazu bekommt, müssen wir dann unser Verhältnis zu Maschinen und Software neu überdenken? Werden wir irgendwann auf die Straße gehen und für Roboterrechte kämpfen?
Diese Frage lässt sich sicherlich nur dann mit Nein beantworten, wenn man folgende Aufgabe erfolgreich lösen kann:

Bildquellen

  • Der Boston Dynamics Roboter Atlas wird getestet: Boston Dynamics