Interviewreihe “Davon leben” – Interview mit Suely Mesquita (Sängerin) [Deutsch/English]

Mit der brasilianischen Sängerin Suely Mesquita spricht Martin Spieß über musikalische Bildung, Erfolg im Musikgeschäft und Umgang mit Frustration.

Kunst machen – klar. Aber davon leben? Für Davon leben trifft Martin Spieß sich mit Künstlerinnen und Künstlern an der Peripherie des ganz großen Erfolgs. Dort, wo es wenig Geld, aber viel Leidenschaft gibt. Heute im Gespräch: Suely Mesquita, 56, eine brasilianische Komponistin, Sängerin und Gesangslehrerin. Sie lebt in Rio de Janeiro.

Click here for the English version.

Du wurdest am 7. August 1960 in Rio de Janeiro geboren und bist dort auch zur Schule gegangen. Wann hast du angefangen, dich für Gesang zu interessieren?

Meine erste Erinnerung ist, dass ich ein etwa zehnminütiges Medley auswendig lernen musste und bewusst wahrnahm, wie sich die Tonarten veränderten. Da war ich vier oder fünf Jahre alt. Ich erinnere mich auch daran, dass ich schon früh mit dem Klang meiner Stimmer gespielt habe.

Du hast also unbewusst und spielerisch mit Klang experimentiert und warst davon angezogen, bevor du überhaupt wusstest, dass etwas wie Musik existiert?

Ich erinnere mich an keinen Moment, in dem ich nicht wusste, was Musik ist. Wir waren alle auf heftige Weise guter und populärer Musik ausgesetzt, damals in Brasilien. Aber ich erinnere mich nicht daran, mir bewusst gewesen zu sein, dass ich meine Stimmspielereien in der Musik einsetzen könnte.

Wir alle? Du und deine Familie? Oder wir BrasilianerInnen?

Ich und die Menschen um mich herum. Familie, Freunde, KlassenkameradInnen, Leute auf der Straße. Ich weiß nicht, ob das für ganz Brasilien galt, aber in meiner Umwelt war die Allgegenwart von Musik ganz natürlich. Keine Parties ohne irgendeine Art von Musik, im Radio oder im Fernsehen. Komischerweise wurde in meiner Familie nicht gesungen.

Da du so von Musik umgeben warst, war es kein Problem, dass deine Familie nicht musikalisch war?

Meine Familie war musikalisch. Mein Großvater hat Schallplatten gesammelt. Ich weiß nicht, ob er gesungen hat, er starb, als ich ein Jahr alt war. Meine Mutter spielte und lernte etwa sechs Jahre lang Klavier. Sie hörte pausenlos Musik. Aber sie sang nicht. Meine Großmutter lebte bei uns, sie schien keine Verbindung zur Musik zu haben, aber sie redete über Songs, die ihr wichtig waren. Ich habe den unterbewussten Eindruck, dass Musik frühere eine ernstere Sache war. Das Business war nicht so groß, die Menschen waren leidenschaftlicher, wenn es darum ging, welche KomponistInnen, SängerInnen und MusikerInnen wichtig waren. Im Gegensatz zu heute war es eine ernste Sache, zu komponieren.

Wieso hast du betont, dass niemand in deiner Familie sang? Hat dir das gefehlt? Dass deine Mutter Klavier spielte, war nicht genug?

Ich arbeite jetzt seit 30 Jahren mit Sängerinnen und Sängern. Es ist schon komisch, wie Musik und Gesang den Weg ins Leben von MusikerInnen und SängerInnen finden. Manche von uns kommen aus einem Umfeld, wo es nicht nur normal ist, Musik zu hören, sondern auch zu machen: Wenn Leute bei sich zuhause als ganz normale Freizeitbeschäftigung Instrumente spielen und singen, hilft das natürlich. Ich lebte in einem Haus, in dem es ein Klavier gab. Und meine Mutter spielen zu sehen, machte es für mich normal, auch zu musizieren. Als ich acht oder neun Jahre alt war, brachte sie eine Akustikgitarre mit nach Hause. Sie ermutigte mich, beide Instrumente zu lernen, und das half mir. Aber wie ich darauf kam, zu singen, kann ich nicht sagen. In meiner Familie wurde nicht gesungen, und wenn doch, dann nur Teile von Liedern, während eine Platte lief. Es gab eine Zeit, da sang meine Mutter während sie Gitarre spielte, aber es kam mir so vor, als fühle sie sich nicht wohl damit. Es erstaunt mich bis heute, dass wir so viel populäre Musik im Haus hatten, zu singen aber vollkommen unwichtig war und ich auch nicht ermutigt wurde, es zu tun.

Aber immerhin wurdest du ermutigt, Gitarre und Klavier zu lernen. Passiert es da nicht irgendwann ganz automatisch, dass man anfängt, zu singen, während man spielt?

Ich habe gesungen, bevor ich anfing Gitarre oder Klavier zu spielen. Da war ich fünf Jahre alt. Ich wusste nicht, dass ich mit Singen den Rest meines Lebens verbringen würde, aber so früh fing es an. Und ich habe kein Instrument besonders gut beherrscht. Es gab Zeiten, da habe ich mehr gespielt, um mich zu begleiten oder um zu komponieren. Über die Jahre habe ich mich mal mehr mit Instrumenten beschäftigt oder sie gänzlich außen vor gelassen. Momentan übe und spiele ich jeden Tag.

Wann hast du festgestellt, dass das Instrument deiner Wahl deine Stimme war?

Ich habe mir nicht eingestanden, Musik zu mögen. Ich habe mich nicht sicher genug gefühlt, meine Familie damit zu konfrontieren. Ich wusste zwar schon früh, dass Singen mein Ding ist, aber es war nur ein Hobby.

Hattest du Angst, deine Familie zu konfrontieren?

Ich war mir nicht mal darüber im Klaren, dass ich Angst hatte. Ich dachte gar nicht erst daran, dass ich vielleicht Musikerin werden wollte. Meine Großmutter war zu Schulzeiten eine talentierte Schauspielerin, aber die Nonnen an ihrer Schule ließen sie auf die Bibel schwören, dass sie nie versuchen würde, professionelle Schauspielerin zu werden – und sie gehorchte. Meine Mutter spielte, wie gesagt, Klavier und Gitarre, zog es aber nie in Betracht, Profi zu werden. Das stand außer Frage. Irgendwie dachte ich, das wäre der natürliche Lauf der Dinge.

Das ist ja fürchterlich!

Mir war nicht klar, dass es fürchterlich war.

Das meine ich: Dass es dir nicht klar, macht es nur umso fürchterlicher.

Ja! In meiner Familie wurde Musik nicht professionell betrieben. Deswegen habe ich mich anderen Interessen zugewandt und Psychologie studiert.

Es kam in deinen Überlegungen nicht vor, dass du dich auch ganz und gar der Musik widmen könntest.

Genau. Um ehrlich zu sein versuchte ich hin und wieder, ganz aufzuhören. Aber als ich auf der Uni war, so mit 18 oder 19 Jahren, wurde mir bewusst, dass ich es nicht aufgeben konnte und machte meinen Frieden damit. Aber es war nach wie vor nur ein Hobby.

Wann war dir klar, dass es mehr sein sollte?

Das passierte nach und nach. Meine erste bedeutende Arbeit war ein Chor namens Coro Come. Da ging es hauptsächlich um Spaß, aber es war musikalisch gesehen sehr professionell. Wir haben viel experimentiert mit Bewegung und Klang. Szenische Chöre – also Chöre, die Performance und Theaterelemente verbanden – waren Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre in Rio ein must. Es war 1986, ich war 25 und gab bereits Gesangsunterricht. Obwohl der Chor ein Amateurding war, fing ich an, professionell zu werden.

Hattest du das schon deinen Abschluss an der Uni gemacht?

Den habe ich bereits 1982 gemacht, als ich 21 Jahre alt war.

Wie bitte? Ich war 22, als ich anfing zu studieren.

Ich ging mit 17 an die Uni. Ich war eine gute Studentin und war in sieben Semestern fertig, anstelle von acht.

Ist das normal, so früh mit dem Studium zu beginnen?

Ich war immer gut in der Schule, also war ich den anderen vielleicht ein oder zwei Jahre voraus. Aber ja, die Leute sind zwischen 18 und 20 Jahren alt, wenn sie studieren. Was aber auch bedeutet, dass sich viele Leute noch mal umorientieren. Manche belegen zusätzliche Kurse und manche – so wie ich – arbeiten in einem Job, der nichts mit ihrem Studium zu tun hat.

Du hast also nie im Bereich Psychologie gearbeitet?

Nein. Nachdem ich, nach nur sieben Semestern, mit sehr guten Noten mein Diplom bekam, bat mich der Direktor der Fakultät in sein Büro und bat mir eine akademische Karriere an. Aber ich lehnte ab, und hörte auf. Während der Uni entdeckte ich zeitgenössische Philosophie, hauptsächlich Foucault und Deleuze, und das ließ mich erkennen, warum ich mich die Vorstellung, Therapeutin oder Unternehmenspsychologin zu werden, so langweilte. Und so hängte ich die Psychologie nach meinen Abschluss an den Nagel. Dann entdeckte ich Fotografie und stieß wieder auf die Musik.

Was passierte dann? Wovon hast du gelebt?

Oh, ich war in der Klemme. Viele Jahre lang habe ich Sachen ausprobiert, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich habe Zeitarbeit gemacht, habe als Fotografin gearbeitet und als persönliche Sekretärin. Ich kann mich gar nicht an alles erinnern. Als Sängerin verdiente ich kein Geld, genau wie meine Mutter mich gewarnt hatte. (lacht) Aber 1984 fingen ein paar Freunde und ich an, Gesangsunterricht zu geben. Keiner von uns war darauf vorbereitet und wir fühlten uns auch nicht besonders wohl damit, also gründeten wir einen Arbeitskreis, den es immer noch gibt: Grupo de Estudos da Voz do Rio de Janeiro. Ich habe also mit 24 angefangen, als professionelle Gesangslehrerin zu arbeiten.

Hat dich das belastet? Oder belastet dich das noch heute?

Ich habe sechs Alben aufgenommen – in Duos, allein, veröffentlicht und unveröffentlicht –, bekam positives Feedback von der Presse und anderen MusikerInnen, aber die Leute auf der Straße wissen nicht, wer ich bin. Ich werde nicht bezahlt, und natürlich belastet mich das. Ich muss arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, und um meine künstlerische Arbeit vorantreiben zu können. Ich sehe mich selbst als professionelle Künstlerin. Aber wenn ich das Business als Grundlage nehme, und von der Höhe des Einkommens abhängig mache, wie erfolgreich jemand ist, bin ich eine Amateurkünstlerin – aber eine professionelle Lehrerin. Ist das nicht weird? Zumal das nicht nur meine persönliche Geschichte ist. Das ist vielmehr eine Blaupause des Lebens von MusikerInnen in Brasilien: Die Mehrheit von uns wandert auf einem schmalen Grad.

Aber Mainstream-Anerkennung ist nicht der einzige Gradmesser Erfolg. Das ist mit ein Grund für diese Interviewserie: So viele Künstlerinnen und Künstler zu versammeln wie möglich, und sie nach ihrer Arbeit zu fragen, ihrer Motivation, ihren Erfolgen, ihren Niederlagen, wie sie mit Krisen umgehen. Bis vor etwa anderthalb Jahren war ich unglücklich darüber, dass die deutsche Bevölkerung nicht wusste, wer ich war. Aber das änderte sich je mehr dieser Art Gespräche ich mit Kolleginnen und Kollegen führte: Es ist wichtiger, dass du deine Kunst machst, als was anschließend mit ihr passiert. Just do it. Mit vollem Einsatz.

Ich stimme dem zu einhundert Prozent zu, aber ich wünsche mir trotzdem, dass die Dinge etwas einfacher wären. Ich bin in keiner schlechten Lage, aber es gibt eine Menge Dinge, die ich gerne täte, aber nicht tun kann, und das ist frustrierend. Es fühlt sich an wie in Slow Motion Kunst zu machen. Auf der einen anderen Seite bin ich nicht aufgebracht und will mich auch nicht beschweren. Ich suche immer noch nach einfacheren Wegen, die zum Ziel führen. Nicht nur für mich. Ich arbeite mit einer Menge guter, professioneller KünstlerInnen. Aber ich habe keine Antwort darauf, wenn mich die jüngeren unter ihnen fragen, wie man der Kunst Geld verdienen kann. Aber ich denke ständig darüber nach, und rede darüber. Es ist wundervoll, Leute zu kennen, die die Kunst über alles erheben und eine Art Armutsschwur abgelegt haben. Aber für sie selbst ist es nicht wundervoll. Ich selbst bin nicht arm. Ich bin in Brasilien als populäre Gesangslehrerin sehr respektiert. Mein Unterricht ist teuer und ich versuche regelmäßig, von Einrichtungen gesponsert zu werden, damit ich kostenlosen Unterricht geben kann. Ich habe einen Weg gefunden, dass es funktioniert. Und dennoch bewegt sich meine künstlerische Arbeit nicht mit der Geschwindigkeit voran, die ich gerne hätte. Und das ist herausfordernd und manchmal frustrierend, aber es ist keine wie auch immer geartete Tragödie.

Was machst du, wenn du frustriert bist?

Ich achte auf mich, und das bedeutet verschiedene Dinge: Manchmal heißt es, mehr zu lernen und zu üben. Manchmal heißt es, eine Pause einzulegen und andere Dinge zu machen, andere Interessen zu verfolgen oder einfach mit Freunden auszugehen. Ich schreibe, meditiere, kümmere ich mich ums Haus, gehe zur Psychoanalyse und zu Philosophiegruppen. Ich versuche Balance zu schaffen, zwischen mir als Künstlerin und mir als Mensch. Ich lerne immer wieder neue Dinge über mich, über das Leben, über Gesangstechniken und Improvisation, die mir helfen, mit allem fertig zu werden. Ich glaube, das ist eine der großen Fragen, die sich einem als Mensch im Leben stellen: Wie hält man die Balance, wenn man frustriert ist und an Grenzen stößt?

Es kommt mir so vor, als seiest du erfolgreich damit, zu akzeptieren, dass du nicht von deiner Kunst leben kannst, dass du ein struggling artist bist, der nicht aufgeben will. Ich glaube, es ist nur menschlich, dass man sich beschämt oder ohnmächtig fühlt, weil die eigene Arbeit nicht gewürdigt wird. Es geht darum, wie man damit umgeht. Und das ist ganz und gar nicht leicht. Zumindest meistens.

Ich fühle mich nicht beschämt, weil meine Arbeit nicht gewürdigt wird. Ich habe das Glück oder Schicksal, von guten Freunden und großartigen KünstlerInnen umgeben zu sein, die den selben Umständen ausgesetzt sind, so dass es einfältig und selbstbezogen wäre, sich zu schämen. Ich fühle mich ohnmächtig, ja, weil ich gerne mehr machen würde, intensiver an mir arbeiten, gerne mit mehr Hingabe arbeiten würde. Du sagtest: „Ein struggling artist, der nicht aufgeben will.“ Das trifft auf mich nicht zu, Martin. Ich fühle mich nicht wie ein struggling artist. Meine Kunst ist richtig. Ich muss mich nicht anstrengen, sie zu tun, und ich muss auch nichts tun, um nicht aufzugeben. Musik passiert mir einfach. Ich verspüre einen Drang danach. Und deswegen ist es einfach.

Also sind die Umstände zuweilen herausfordernd oder sogar frustrierend, aber die Musik selbst ist es nie. Der kreative Prozess ist nie ermüdend.

Im Gegenteil, er ist heilsam! Warum sollte ich ihn mir vorenthalten?

Würdest du nicht.

Ich hab es versucht. Bis mir bewusst wurde, dass es vollkommen unnötig war und diesem ganz natürlichen Drang zuwider lief, den ich eben erwähnt habe. Es wäre keine Lösung, sondern ein neues Problem, wenn ich neben all den normalen Problem, die ein Mensch im täglichen Leben hat, mir verbieten würde, Musik zu machen, weil die Leute es nicht zu würdigen wissen oder weil ich kein Geld damit verdiene. Ich habe eine Menge Kraft investiert, um „das Richtige“ zu tun, das, was meine Familie von mir erwartete, habe versucht, mir das Verlangen nach Musik und Kunst zu verbieten. Jetzt bin ich frei, ich muss mich nicht verstecken, muss mich nicht verkleiden oder versuchen, zu vergessen. Musik mehr als ein Mal mein Leben gerettet, hat mich vor Depression und dem Gefühl von Bedeutungslosigkeit bewahrt. Wenn ich Probleme habe, egal welche, kann ich immer darauf hoffen, inspiriert genug zu sein, um Musik zu machen. Ich muss nur einen Weg finden, weiterzumachen, irgendwie genug Geld zu verdienen und genug Zeit und Kraft zu haben, um mich der Kunst zu widmen. Manchmal verdiene ich auch Geld mit der Musik, vielleicht wird das mehr? Aber ich mache Musik, weil es mich glücklich macht, weil es mir Spaß macht und Freude bereitet, weil es meine Wunden heilt, weil es mir Durchhaltevermögen gibt. Die Vorteile vom Musikmachen spürt man sofort, ich muss nicht darauf warten, ob meine Arbeit gewürdigt wird oder nicht.

Interview with Suely Mesquita

Making art – of course. But making a living? In Make a living, Martin Spieß meets artists at the periphery of big success. Where there’s not a lot of money, but lots of passion. Today he talks to Suely Mesquita, 56, a Brazilian composer, singer and voice teacher. She lives in Rio de Janeiro.

Where and when were you born?

I was born August 7th, 1960, in Rio de Janeiro.

Did you go to school there, too?

Yes.

When did you get interested in singing?

My first remembrance is to memorize a long potpourri around 10 minutes, maybe, and being aware of the key changes. I was around four or five. I remember also playing with the sounds of my voice in a very early age.

So you randomly and playfully experimented with sounds and were drawn to them, before you realized that something like music existed?

I don’t remember a moment where I didn’t know what music was. We were all heavily exposed to good popular music in Brazil. But I remember not being so aware that my voice plays would be used in music.

We? You and your family? Or we as in “we Brazilians”?

Me and the people around me. Family, friends, schoolmates, people in the streets. Of course I don’t know if this was true all around Brazil, but in my surroundings it was very natural. No parties without some kind of music, people all the time in radio stations, music in television. Television was something like radio with images, at first. But surprisingly, nobody sang in my house.

But being so surrounded by music it was no problem not coming from a musical family?

My family was musical. My grandfather was a record collector. I don’t know if he sang, he died when I was one year old. My mother studied and played piano for around six years. She listened to music all the time. But she didn’t sing. My grandma lived with us, and she didn’t seem so connected to music, but she used to talk about songs that were important to her. I have the intuitive impression that music was a serious thing, before. The industry was not that big and people were passionate about which composers, singers and musicians were important. Contrary to how entertainment is today, it was very serious to be a composer.

Why did you emphasize that nobody in your family sang? Did you miss that? Your mother playing the piano wasn’t enough?

I’ve been working with singers for 30 years, now. It’s funny how music and how singing comes into a professional musician or singer’s life. Some of us are in an environment where making music (and not only listening to it) is very natural: people play instruments and sing in the house as a normal activity. This surely helps. I was born with a piano in the house and seeing my mother playing made me used to making music. She brought an acoustic guitar when I was around eight or nine. I was encouraged to study both instruments since I was a child and this helped me. But how did I figure out the idea of singing, I can’t say. My people didn’t sing at home, sometimes only some parts of the songs, singing along to records. My mother sang a little while playing the guitar but I don’t feel she was comfortable with it. For me it seems that the first natural thing people relate to in popular music is singing. So it puzzles me that I had so much popular music in the house but singing was not important. I wasn’t encouraged to sing.

But you were encouraged to learn playing the guitar and the piano. Doesn’t it come natural at some point that you start to sing along to the tunes you’re playing?

I sang first. I started singing when I was five, before piano or guitar. I didn’t know at that time this would be the thing I would do for all my life, but that was how it began. But I never played an instrument really well. Sometimes I was playing more, to support my singing and to compose. Over the years, I embraced the instruments more, or I left them aside almost completely. At this moment, I’m studying and playing on a daily basis.

When did you realize that the instrument of your choice was your voice?

I didn’t admit to myself I was into music. I didn’t feel assured to face my family in this. As I said I realized very early that singing was the main thing. But it was just a hobby.

Why were you afraid of facing your family?

I didn’t even realize I was afraid to face my family. Somehow I internalized that and I thought I didn’t want to become a musician. My grandmother had a talent for theatre at school and the nuns made her to promise over the Bible she would never try to be an actress, and she didn’t. My mother played piano and guitar but never considered the choice of being a professional, that was out of the question. Somehow I thought this was the natural course of life.

How terrible!

I didn’t realize it was terrible.

That’s what I mean: in my opinion you not realizing makes it all the more terrible.

Yes! In my family music was not to be considered professionally. That’s why I turned to other interests and studied psychology.

It wasn’t part of your thought process that you could fully dedicate yourself to music.

Exactly. In fact I tried to quit music sometimes. But while in college, around 18 or 19, I realized I couldn’t quit doing music and began to make peace with it. But still it was a hobby.

When did you realize you wanted it to be more than that?

It was gradual. My first significant work was a choir called Coro Come. This was mostly fun, but well done musically speaking. We were experimenting with movement and voices. Scenic choirs – choirs that combined performance and theatre-like elements – were a must in Rio in the end of the 70s beginning of the 80s. It was 1986, I was 25 and already giving singing lessons. So, although the choir was amateur, I was beginning to be a professional.

At that time, had you finished college already?

I finished college in 1982, when I was 21.

What? I was 22 when I started college…

I started college when I was 17. I was a good student and managed to finish in seven semesters instead of eight.

Is that normal? Starting college so young?

I was always good at school, so I maybe was one or two years ahead. But yes, people here use to begin college between the age of 18 and 20. What also means that many people don’t carry on their first professional choice. Some do more courses or some – just like me – work in a different area than what they studied.

So you never worked in psychology?

No. I got my diploma with very good grades in only seven semesters, so the department director called me to his office three times to offer me an academic career. But I quit. During college I discovered contemporary philosophy, mainly Foucault and Deleuze, that made me understand why I was so bored to become a therapist or business psychologist. So after I got my degree I put psychology behind me. And I also discovered photography and re-discovered music.

What happened then? What did you do to make a living?

Oh, I was in trouble… For many years I was trying things to make a living. I worked in temporary jobs, I worked as a photographer, I worked as a personal secretary. I don’t even remember it all. I couldn’t make a living as a singer, as my mother warned me. (laughs) But in 1984 some friends and I began to give popular singing lessons. None of us was prepared for doing so and we didn’t feel good about this, so we formed a study group in 1992 that still works together. It’s called Grupo de Estudos da Voz do Rio de Janeiro, meaning Rio de Janeiro’s Voice Study Group. So, I professionalized as a teacher at 24.

Did or does that trouble you?

I have made around six records – works in duos, solo works, released and unreleased –, I have some respect from the press and the musicians, but the public in general doesn’t know who I am. So they don’t pay me and of course it troubles me. I have to work a lot to make a living and also to take care of my own work for free. I see myself as a professional artist. But, in terms of the music market, if you measure how professional someone is based on how much he or she can get paid, I need to describe myself as an amateur singer and a professional voice teacher. Doesn’t that sound weird? But this is not only my personal story. This is a picture of musicians’ lives in Brazil, the majority of us walk on a thin line.

But recognition by the public is not the only way to measure success. That’s why I had the idea for this series of interviews: to gather as many artists as possible and ask them about their work, their motivation, their successes, their failures, how they deal with crises. Up until recently I was unhappy with the fact that the general public didn’t know who I was. But that’s beginning to change because the more conversations with artists I have the more I realize: It’s more important to do your work than what happens with it afterwards. Just do it. Wholeheartedly.

I agree with that a hundred percent but I will also say that I’d like things to be easier. I’m not in a bad position, but I’d like to do many things I can’t and that is frustrating. It’s like always creating in slow motion. Yet I don’t feel resentful and complaining. I mean I’m still looking around for easier paths. Not only for me. I work with a lot of good professional artists. I don’t have an answer when the younger ones ask me for advice about how to make a living as an artist. But I’m constantly thinking and talking about this. It’s wonderful to know people who put arts over everything and make kind of a poverty vow. But for them, it is not that wonderful. I myself I’m not poor. I’m very respected as a popular singing teacher in Brazil. My lessons are expensive and I’m always trying to have institutions sponsoring me to give free courses. I found a way to make it work. But still, my artistic work doesn’t go as fast as I want it to go. And that is challenging and sometimes frustrating, but it’s not any kind of tragedy.

What do you do in times of frustration?

I take care of myself and that means different things: sometimes it means to study and practice more. Sometime it means to have a break and do other things, pursue other interests or simply go out with friends. I write, meditate, take care of the house, go to psychoanalysis and philosophy groups. I look for balance, as an artist and as a person. I’m always learning new things about myself, about life, about singing techniques and improvisation that help me deal with this. I guess this is a main question in human life: how to keep your balance during life, facing frustrations and limits.

It seems as if you’re successful dealing with the fact that you’re not able to make a living as an artist, that you’re a struggling artist trying not to surrender. I think it is only human to feel ashamed or powerless when your work isn’t acknowledged. It’s just a matter of how we deal with that. Which is not at all easy. At least most of the time.

I don’t feel ashamed at all because my work is not acknowledged. I have the luck or fate to be surrounded by such good friends and great artists here in Brazil that are facing the same conditions that it would be just stupid and self-referring to feel ashamed. I feel powerless, yes, because I’d like to do more, to improve more, to dedicate more. You said: “Being a struggling artist trying not to surrender.” There’s a mistake there, Martin. I don’t feel like a struggling artist. My art is my right. I don’t make any effort to do my art and I don’t feel I have to try not to surrender. Music is what comes to me. It’s what I have a drive for. It’s easy.

So the circumstances can be challenging and frustrating even, but the music itself never is. The creative process is never tiring.

Just the opposite, the creative process is healing. Why would I deprive myself from this?

You wouldn’t.

I tried. Until I realized it was totally unnecessary and against my natural drive. It would be a new problem, not a solution, if besides all the normal troubles a person has in life I also needed to deprive myself from making music because people don’t recognize it or because I don’t earn money with it. I made a lot of effort trying to do the “right thing”, trying to do what my family expected me to do, trying to deny my desire for music and arts. Now, I’m free, I don’t need to hide, I don’t need to disguise or to try to forget it. Music saved my life many times, avoided depression or a sensation of meaningless. So, if I have problems of any kind, I hope I can feel inspired to make more music. I just need to find a way to keep on doing it, to earn enough money somehow – and that doesn’t exclude earning money making music, it happens sometimes and maybe it will grow? – and to have the time and energy to dedicate to it. I make music to be happy, to have fun, to have pleasure, to heal my wounds, to endure. The benefits of doing music are instant, I don’t need to wait until the work is or not recognized.

Bildquellen

  • 15338761_10207744676479164_8366657641894503245_n: Almir Chiaratti

1 thoughts on "Interviewreihe “Davon leben” – Interview mit Suely Mesquita (Sängerin) [Deutsch/English]"

Kommentieren ist nicht möglich.