Interviewreihe „Davon leben“ – Interview mit France-Elena Damian (Theaterregisseurin)

Unsere Interviewreihe Davon leben. Heute mit der Theaterregisseurin France-Elena Damian über die Flucht aus Rumänien, Konkurrenz an Ballettschulen und Optimismus.

Kunst machen – klar. Aber davon leben? Für Davon leben trifft Martin Spieß sich mit Künstlerinnen und Künstlern an der Peripherie des ganz großen Erfolgs. Dort, wo es wenig Geld, aber viel Leidenschaft gibt. Heute im Gespräch: die in Berlin lebende deutsch-rumänische Theaterregisseurin France-Elena Damian, 40. Nach dem Regiestudium an der Berliner Schauspielhochschule Ernst Busch, das sie mit ihrer Diplom-Inszenierung eat my wonderland in den Berliner Sophiensaelen abschloss, folgten zwei Jahre als Regieassistentin und Regisseurin am Schauspiel Magdeburg. Sie inszenierte bereits am Staatstheater Schwerin, Maxim Gorki Theater Berlin, Landestheater Coburg, Deutschen Theater Berlin, Heimathafen Neukölln und am Staatstheater Darmstadt.

 

Wann und wo bist du geboren?

1977 in Brasov, Rumänien. Meine Mutter ist Sächsin, mein Vater Rumäne.

Bist du in Rumänien auch aufgewachsen oder noch als Kind nach Deutschland gekommen?

Bis zu meinem elften Lebensjahr war ich volles Rohr Rumänin.

Und dann?

Dann sind meine Eltern 1987 nach Deutschland geflohen und ein Jahr später haben sie es geschafft, mich mit Hilfe des roten Kreuzes auszufliegen.

Sie sind ohne dich geflohen?

Ja, das war damals üblich. Meine Eltern waren beide Ballett-Tänzer und haben viel im Ausland gearbeitet. Ich habe sie praktisch zwischen meinem vierten und elften Lebensjahr nur sporadisch gesehen.

Und von so einem Auslandsaufenthalt sind sie einfach irgendwann nicht heimgekommen? Geflohen vor der Ceausescu-Diktatur und der Securitate?

Ja und ja. Sie flohen vor den ganzen Querelen, die sie hatten. Da könnte ich einen Roman füllen mit ihren ganzen Geschichten.

Vielleicht reicht eine Kurzgeschichte.

Gut: Die Lage in Rumänien verschärfte sich. Lebensmittel waren nur auf Ration zu bekommen. Im Winter gab es kein Wasser und keine Heizung in den Wohnungen. Wer keine Großeltern auf dem Lande hatte, war schlecht dran, denn die hatten noch Tiere und konnten ihren Familien mit den notwendigsten Nahrungsmitteln helfen. Man musste ständig aufpassen, was man sagte. Leute verschwanden einfach über Nacht, kehrten nicht mehr nach Hause zurück. Deine Nachbarn waren Spitzel, genauso deine Kollegen. Meine Eltern unterhielten sich vor mir manchmal auf Italienisch, damit ich nicht irgendwas im Kindergarten ausplaudere und sie Schwierigkeiten bekommen. Es herrschte generelles Misstrauen und jeder versuchte, irgendwie über die Runden zu kommen. Es gab aber auch einen starken Zusammenhalt in dieser Not. Man hat sich gegenseitig geholfen. Obwohl ich mich im Nachhinein frage, ob es sich da um Freundschaften oder um Zweckfreundschaften handelte.

Deine Eltern waren Künstler und Dissidenten: Was hat dich mehr beeinflusst? Oder konkreter: Bist du Theaterregisseurin geworden, weil deine Eltern Balletttänzer waren oder weil du diese Diktatur erlebt hast?

Es spielen viele Gründe eine Rolle, aber das Aufwachsen in zwei Systemen hat meinen Blick geschärft. Es prägt einen Menschen, wenn er in einer Diktatur aufwächst. Es ist eine Art von Gehorsam, der einem wie die Muttermilch eingeflößt wird. Ich habe es schon als kleines Mädchen perfektioniert, mich unsichtbar zu machen, um keinen Ärger zu bekommen. Im Klassenzimmer zum Beispiel: Bist du unsichtbar, wirst du nicht zur Tafel gebeten. Hast du einigermaßen gute Noten, wirst du nicht vorgeführt. Kinder, die sitzen geblieben waren, wurden vor der ganzen Schule als Negativbeispiel vorgeführt. Es gab eine große Angst vor den Lehrern: Ein kleiner Junge hat sich einmal nicht getraut, aufs Klo zu gehen oder zu fragen, ob er darf. So weinte er und pinkelte einfach auf seinen Stuhl.

War das Gehorsam, den man aber in der Lage ist, irgendwann abzuschütteln? Oder hat man das so verinnerlicht, dass es zu einem Teil von einem wurde? Ich habe mal ein Interview mit einem ehemaligen Bundeswehrsoldaten geführt, der im Kosovo-Einsatz war und dort nicht in den Wald konnte, weil der vermint war. Irgendwann zurück in Deutschland hielt er auf einem Autobahnparkplatz, um pinkeln zu gehen. Und blieb instinktiv am Waldrand stehen, weil er dachte: „Ich kann da nicht rein. Da sind Minen.“

Die Umstellung in Deutschland war nicht einfach. Weil hier das Gegenteil erwartet wurde. Hinzu kam auch die Prägung durch meine Eltern: Als Balletttänzer mussten sie immer einen guten Eindruck nach außen machen. Ich wurde so erzogen, dass es nicht wichtig ist, wie es mir geht, sondern nach außen die Haltung zu wahren. Insofern war meine Sozialisation in Deutschland auch eine Reise zurück zu mir.

Als du dann in Deutschland warst, brachten deine Eltern dir das Gegenteil bei? „Du darfst sagen, was du willst. Hier bist du sicher.“?

Nein, die hatten selber damit zu kämpfen. Sie waren da schon um die vierzig und hatten mit dem Neuanfang genug an der Backe, als dass sie die Kraft gehabt hätten, mir beizubringen, wie es läuft. Das wussten sie ja selber nicht. Die anfänglichen Lebensumstände machten es nicht gerade einfacher: Wir wohnten in einer Sozialwohnung, die wir uns anfangs mit anderen Flüchtlingen teilten. Meine Eltern durften nicht arbeiten, wir lebten vom Sozialamt. Ihre Karriere, die vorher wirklich sehr erfolgreich war, war zu Ende, da sie keine unbefristeten Verträge am Theater bekamen. Sie waren davor Solotänzer und mussten sich nun neu orientieren. Sie erzählten mir, dass sie das Ballett aufgaben, um in meiner Nähe zu sein. Sonst hätten wir wahrscheinlich je nach Vertrag alle sechs Monate die Stadt wechseln müssen. Und das wollten sie mir angesichts der Jahre vorher nicht antun.

Was haben sie beruflich gemacht, als sie das Ballett aufgegeben hatten?

Meine Mutter fing an, Ballett zu unterrichten, weil sie ohne nicht hätte leben können. Bei meinem Vater war es komplizierter. Er lernte Deutsch und machte zunächst eine Ausbildung als Industrieelektroniker. Man hatte ihm gesagt, es gäbe einen großen Bedarf und er würde nie arbeitslos sein. So war es aber nicht. Er wurde richtig krank von der Arbeit auf Baustellen, er wurde lange nicht bezahlt. Er klagte und bekam Recht, fand aber keine Arbeit und war dann zwei Jahre arbeitslos. Die Ehe hing am seidenen Fädchen. In dieser Zeit ging es ihm sehr schlecht. Doch war er jeden Tag zu Hause, als ich von der Schule kam, und ich genoss das in vollen Zügen. Dann machte er eine Ausbildung als Altenpfleger, arbeitet seitdem im Krankenhaus und ist happy.

Wo zogen deine Eltern nach ihrer Flucht hin?

Nach Stuttgart. Weil sie Freunde dort hatten, die ihnen helfen konnten, und weil dort die John Cranko Schule für Ballett war. Ein Jahr bevor sie flohen, wurde ich in Bukarest auf der Ballettakademie aufgenommen. In Stuttgart setzte ich das fort.

Bis zum Abschluss an der Ballettschule?

Nein. Mit 14 beschloss ich, die Cranko zu verlassen. Es gab riesigen Ärger, aber ich blieb dabei.

Riesigen Ärger mit deinen Eltern? Weil sie für dich das Ballett aufgegeben hatte und du ihren Traum nun nicht weiterlebtest?

Mit meinen Eltern und mit Lehrern. Weil sie annahmen, dass man mit 14 keine Entscheidungen treffen sollte, die solche Konsequenzen fürs Leben haben können. Wie im Kommunismus: Andere wissen, was gut für einen ist.

Aber du wusstest, was gut für dich ist?

Aber ja! Und ich habe die Entscheidung nie bereut. Mein stärkstes Argument gegen die Ballettschule war das Abitur. Beides wäre nicht gegangen. So überzeugte ich meine Eltern, indem ich ihnen versprach, zu studieren.

Hast du das Versprechen gehalten?

Ja, habe ich. Ich habe Erziehungswissenschaften studiert. Ich musste einiges nachholen. Es war eher eine Selbsttherapie. Weil das Studium den Mensch und seine Potentiale in den Vordergrund setzte.

Wegen deiner Kindheit in Rumänien?

Bezüglich der Zeit an der John Cranko. In Bukarest im Internat hatte ich eine super Zeit. In Stuttgart wurden wir nur noch auf unsere Leistung reduziert. Es gab ordentlich Gehirnwäsche, tägliche Portionen davon: Dass wir nichts wert seien. Der Ballettdirektor wechselte, statt dem Engländer kam ein Russe. Mein Lehrer sprang vom Fernsehturm, der Russe fing an, Mädchen zu missbrauchen. Ich war Gott sei dank nicht in seiner Auswahl.

Nichts relativieren wollend, aber war das für dich im weitesten Sinne dasselbe wie unter der Securitate, nur eben Ballett treffend?

Es war mieser, denn in Rumänien haben die Kinder untereinander zusammengehalten. An der John Cranko war es direkter Konkurrenzkampf. Da kämpfte jeder für sich. Fakt ist: Nachdem ich entschied zu gehen, löste sich einige Wochen später die ganze Klasse auf. Es fand ein großer Umbruch statt, der Direktor wurde wenige Jahre später angezeigt und an eine andere Schule versetzt.

Und wie ging es für dich weiter?

Ich habe in Tübingen das Erziehungswissenschaftsstudium begonnen und bin in eine WG gezogen. Meine Eltern hatten sich schließlich getrennt, was ich super fand, doch ich musste weg und meinen eigenen Weg suchen. Ballett, das war ihre Welt, die ich dann auch zurückgelassen habe.

Und das Studium hat dir tatsächlich geholfen, Rumänien hinter dir zu lassen beziehungsweise besser damit umzugehen?

Es hat vor allem die Zeit in Stuttgart geheilt.

Wie genau?

An der John Cranko war man ein Werkzeug. Es ging nicht um den Menschen, es ging nur um die Leistung. Man war reduziert auf das, was man konnte oder noch können musste. Auf das was man aß oder nicht essen sollte. Die eigene Persönlichkeit hatte keinen Platz. Es kam wahrscheinlich viel zusammen. Ich war in einem Land, für das ich mich nicht entschieden hatte, und landete auf den beruflichen Spuren meiner Eltern in einem Gefängnis, das ich anfangs in Rumänien sehr genossen hatte, das in Stuttgart jedoch zu einer Qual wurde. So war nicht nur das Studium, sondern bereits das Wegziehen eine Befreiung in vielerlei Hinsicht: Weg von den Eltern, raus aus allen Entscheidungen, die vorher für mich getroffen wurden. Das Leben in Tübingen war ein selbst gewähltes, das Studium war selbst gewählt. Der Fokus verschob sich. Vorher ging es darum, in jeder Hinsicht zu funktionieren. Es war, als hätte ich ein Gefängnis verlassen und musste erstmal herausfinden, was mich als Mensch ausmacht. Was ich wert bin. Was ein Mensch ganz allgemein wert ist, außerhalb von Leistungszwängen. Wofür man lebt. Im Studium ging es ja um Erziehung, um Menschenbildung: Welche Werte gibt man seinen Kindern weiter?

Das Studienfach war also ganz bewusst gewählt?

Zum Teil. Ursprünglich wollte ich Psychologie studieren. Da hätte ich aber noch ein paar Semester warten müssen. Also ging ich zu Erziehungswissenschaften über und mochte das Studium. Man musste seinen Studienplan selber zusammenstellen und hatte genug Zeit, Themen für seine Semesterarbeiten zu finden und sie selbstständig zu erarbeiten, das liebte ich. Es war genau diese viele Freiheit, die ich sehr schätzte.

Hast du auch einen Abschluss gemacht? Oder bist du vorher dem Theater verfallen?

Ich bin vor dem Abschluss dem Theater verfallen.

Wie ist das passiert?

Fürs Vordiplom musste man ein Praktikum absolvieren und ich bin im Theater gelandet. Es war reiner Zufall. Das Tübinger Landestheater hatte eine theaterpädagogische Gruppe von Laien zwischen 18 und 76 Jahren. Es war eine Truppe von etwa zwölf Leuten. Dort habe ich das Praktikum gemacht und das ging, glaube ich, ein halbes Jahr. Ich war Regieassistentin, habe aber auch mitgespielt und musste dann auch recht schnell eigene Inszenierungen machen. Da hat es mich gepackt, denn bei der Arbeit mit Laien musst du auf ihre Ressourcen zurückgreifen. Und diesen Theateransatz mochte ich sehr. Die Leiter haben nicht versucht, den Darstellern Rollen überzustülpen, wie es oft im Laientheater passiert, sondern haben mit ihnen Rollen entwickelt, die ihnen persönlich nah waren. Somit bekamen die Inszenierungen eine große Tiefe.

Wann war dir klar, dass du das beruflich machen willst?

Sehr schnell, denn mein Herz fing Feuer. Nebenbei arbeitete ich in einem Unternehmen im Bereich Erwachsenenbildung und obwohl die Arbeit okay war, wusste ich, dass das nicht mein Weg ist. Ich hätte viel verdienen und eine Business-Tussi werden können, war aber ziemlich abgeturnt von den scheinheiligen Methoden, mit denen alles funktionierte. Also zog ich vor dem Diplom mit meinem Freund nach Berlin, machte verschiedene Assistenzen an Theatern und gründete eine eigene Theatergruppe. Eigentlich wollte ich über Assistenzen in den Betrieb einsteigen, als sich die Gelegenheit bot, mich an der Ernst Busch für Regie zu bewerben. Erst dachte ich nicht ernsthaft darüber nach, denn ich hatte langsam die Nase voll von Schulen und Studium. Ich sehnte mich danach, endlich zu arbeiten.

Aber du machtest es dennoch?

Meine beste Freundin bestand darauf. Sie meinte: „Es ist die Ernst Busch! Bewirb dich doch einfach! Wenn du es schaffst, kannst du immer noch überlegen.“ Und so bewarb ich mich, wurde prompt angenommen und entschied mich dafür, weil ich dachte: „Wenn man die Wahl hat, das, was man liebt, auch noch mit Wissen und Kontakten anzureichern, und sich außerdem bewusst macht, dass man eine von dreihundert Bewerbern ist und angenommen wird, wäre man schön blöd, das nicht zu machen.“

Es klingt so, als käme ein „aber“ den Horizont herauf.

Ja, leider. Ich ging davon aus, das Studium würde meine Stärken stärken. Aber ich landete in der nächsten Elitetruppe, in der ähnliche Mechanismen wirkten.

Ähnliche wie in Stuttgart? Du konntest jetzt aber besser damit umgehen?

Es gibt ein Initiationsritual. Ich finde, das sagt schon alles.

Initiationsritual klingt nach Skull & Bones, der von Verschwörungstheorien umrankten Studentenverbindung in Yale. Oder nach Sekte.

Ich glaube Kunsthochschulen sind so was wie Sekten, ja.

Bist du geblieben? Hast du zu Ende studiert?

Ja. Wenn ich eins mit Sicherheit wusste, dann dass ich das zu Ende machen wollte, koste es, was es wolle.

Warst du besser gewappnet als in Stuttgart? Hat dir das, was du im Studium gelernt hattest, geholfen?

Ja. Ich war eine der ältesten im Jahrgang und ging dem ganzen komischen Scheiß nicht so auf den Leim. Wobei es nicht immer einfach war, denn auch in der Regie-Abteilung damals hielten die Professoren daran fest, dass man die Schüler erstmal brechen muss, um sie dann neu aufzubauen. Ein Verfahren, das ich nicht mal im Schauspiel für richtig halte. Und in einer Regieklasse noch weniger.

Man könnte ja für Schauspieler noch argumentieren, dass die, um jemand anderen spielen zu können, sich erst einmal selbst kennen lernen und dafür eben in ihre Einzelteile zerlegt werden müssen. Es ergibt allerdings wenig Sinn, einen potentiellen Regisseur zu brechen. Der muss ja niemand anderes sein.

Ja, so ist es. Er sollte meiner Meinung nach vor allem herausfinden, was sein spezifischer Blick auf die Welt ist und auf dieser Mission unterstützt werden. Aber während meines Studiums landeten etwa elf Leute aus den unterschiedlichsten Studiengängen in psychiatrischer Behandlung. Jedoch habe ich dort – und das muss ich der Schule zugute halten – das Regiehandwerk gelernt. Für heutige Theaterformen ist es eine Basisausbildung.

Kannst du von deiner Arbeit leben? Oder brauchst du noch einen Brotjob nebenher?

Momentan kann ich davon leben.

Und spielt Rumänien beziehungsweise das, wofür es steht, eine Rolle? Also Politik? Freiheit? Totalität? Diktatur? Allgemeiner gefragt: Spielt deine Kindheit – die Diktatur in Rumänien, die John Cranko in Stuttgart – eine Rolle bei deiner Arbeit heute?

Alles, was mich geprägt hat, spielt eine Rolle, manchmal in den Arbeiten auf der Bühne, manchmal in den Arbeitszusammenhängen hinter der Bühne. Ich habe am Schauspiel Magdeburg mal auf der Grundlage des Textes von Heiner Müller die Weiberkomödie inszeniert. Es gab große Diskussionen im Ensemble und Stress mit einer Schauspielerin:
Ich wollte die Seite hervorkehren, die in der heutigen Gesellschaft zu kurz kommt, das Zusammenhalten. Aber der Konsens war: „DDR war scheiße, heute ist super.“ Bei so was kommt wahrscheinlich meine Herkunft ins Spiel.

Und ist das dann Belastung oder Bereicherung für dich?

Bereicherung. Ich habe in zwei unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Systemen gelebt, das ist großartig, denn es bereichert meine Sicht.

Und wie ist das finanziell? Helfen dir die Erfahrungen deiner Kindheit, heute gelassener zu sein? Nach dem Motto: „So schlimm wie damals ist es nicht, also mach dich locker!“?

Ich bin super optimistisch, denn ich habe große Pläne.

Die dir helfen, auch die schweren Zeiten zu ertragen?

Es ist ein selbst gewähltes Leben mit auch finanziellen Unsicherheiten, aber es ist meine Wahl. Alles, was passiert, ist für irgendwas gut. Und sei es, dass man lernt, es anders zu machen.

Glaubst du das wirklich? Bist du ein so optimistischer Mensch?

Ja.

Gibt es nie Zweifel? Ängste?

Ängste und Zweifel gab es sehr viele, genauso wie sehr viele dunkle Löcher. Aber what the fuck? Das Leben geht weiter und es ist wunderschön. Mein größter Wunsch ist und bleibt, mein ganzes Können umsetzen zu dürfen und zu können. Wenn das möglich ist, bin ich glücklich.

Was waren das für Ängste und Zweifel?

Nicht gut genug zu sein. Nicht dem Bild zu entsprechen, das von einem erwartet wird.

Aber du hast dich davon irgendwann frei gemacht. Dein eigenes Ding durchgezogen.

Das, was man ist, ist man und das reicht völlig aus. Wie schon gesagt ist es meine Wahl, also nehme ich die Hindernisse in Kauf.

Wie machst du das konkret?

Klein anfangen, Schritt für Schritt. Dankbar sein für alles, was möglich ist, auch wenn man am liebsten sofort nach den Sternen greifen will. Geduld haben und sich immer, wenn dunkle Wolken kommen, fragen: „Was würde ich mir wünschen?“

Und dann darauf hinarbeiten?

Ja. Das Ganze mehr als ein Spiel begreifen: Wenn eine Sache nicht klappt, egal. Dann klappt etwas anderes. Nicht festhalten. Geschmeidig bleiben. Und vertrauen.

 

Mehr über France-Elena Damian.

Bildquellen

  • France Damian_Foto von Siggi Weide: Siggi Weide