Keine Lösung, aber Lieder
Element of Crime haben ihr neues Album Morgens um vier veröffentlicht. Martin Spieß hat es gehört und ist begeistert. Was auch sonst?, findet er.
„Wir haben keine Lösung, wir haben Lieder“, singt Sven Regener im Opener von Morgens um vier, der wunderbar spleenig Unscharf mit Katze heißt, und auch wenn er es nicht so meint, fasst er damit die Lage der Welt und das Gefühl der Überforderung mit all den Krisen & Kriegen zusammen.
Nein, politisch ist das neue Album von Element of Crime (wieder) nicht. Selbst, wenn es in Alles in Ordnung, dem vorletzten Song des Albums, heißt: „Und alle Kriege sind vorbei / und alle Menschen frei / und du und ich dabei / und dann wird alles in Ordnung sein“, so meint das nur, wie unrealistisch diese Zusammenkunft von „du und ich“ ist.
Darum geht es vor allem (wieder): ums Liebe(skummer), das Herz und all seine Sperenzchen. Und es ist und bleibt eine der zentralen Fragen um Element of Crime beziehungsweise Sven Regener, wie er es hinbekommt, solche Texte zu singen, ohne dass es kitschig, schmalzig oder pathetisch wird. Er umschifft derartige Klippen, als täte er nichts anderes, und man kann sich als Hörer*in nur fragen, wie er das macht.
Echt, aber nicht kitschig
Gezupfte E-Gitarren, schmachtende Trompeten, ein bisschen geschrammelte Akustikgitarre im Hintergrund – fertig ist das musikalische Rezept, das Element of Crime ausmacht. Auch auf die Frage, wieso es sich musikalisch nicht wiederholt, findet man nicht so recht eine Antwort. Müsste sich dieser Akustikballaden-Minimalismus nicht mal abnutzen? Die Antwort darauf immerhin findet man: Nein.
Vielleicht ist es die (vor allem regenersche) Hingabe, die Poesie, die Elegie, die so echt sind, dass sie eben nicht zum Kitsch werden. Die nichts wollen, und es eben doch umso mehr erreichen: Eine Liebeserklärung an das Leben und die Musik, gerade weil sie keine offen gemachte Erklärung ist. Oder wie Regener selbst singt: „Das Leben ohne Liebe ist nicht so einfach wie du glaubst.“
Geschenkt, dass diese Lobesworte für Etwas, das so gar nicht pathetisch ist, pathetisch klingen. Also kann man auch gleich noch eine Schippe drauflegen: Welch ein großes Glück, zur gleichen Zeit wie Element of Crime zu leben, und ihre Musik erleben zu dürfen, in dem Moment, in dem sie das Licht der Welt erblickt.