Atomic Blonde – I’m my own bitch now!
In der Comic-Verfilmung Atomic Blonde spielt Charlize Theron eine Geheimagentin im Berlin der Wendezeit. 80er wird’s nicht…
Die historische Tapete für Atomic Blonde liefert Berlin wenige Tage vor der Wende. Die Geheimagentin Lorraine Broughton (Charlize Theron) soll eine Liste mit Dossiers von westlichen Geheimagenten beschaffen, die ein Stasi-Agent gestohlen hat. In Berlin wartet bereits ihr Kollege David Percival (James McAvoy) und soll ihr die Liste übergeben, aber der KGB war schneller. Es beginnt eine Jagd um die Liste.
Die Geschichte, die uns der Film erzählt ist nicht fundamental neu. Doppelagenten, Listen mit Klarnamen, Verrat, Betrug und Mord im Auftrag ihrer Majestät – alles irgendwie schon mal gehört. Das heißt aber nicht, dass sie schlecht ist. Der Film versteht sich dennoch darauf zu unterhalten, witzig zu sein, wenn es sich lohnt und auf den Putz zu hauen. Einzig am Twist der Erzählung scheint sich der Drehbuchautor Kurt Johnstad (300, Act of Valor) etwas verhoben zu haben. Er treibt die Auflösung nicht genug auf die Spitze.
Hast Du etwas Zeit für mich…?
Wie es wirklich war, damals in Berlin im November 1989, bringt uns der Film nicht näher, aber er erschafft seine eigene schöne Ästhetisierung der 80er. Es gibt viel Neon, viel guten 80er-Pop mit ein paar Sprenkel NDW und endlich wieder gelbe Telefonzellen und grüne Polizeiautos. Dazu kleine Einblicke in ein längst überbautes, geteiltes Berlin. Das Set-Design des Films ist mehr als lobenswert. Zwar schafft er es nicht, ein historisches Gefühl zu vermitteln, aber viele kleine Details lassen erkennen, dass die Macher*innen des Films ihre Hausaufgaben gemacht haben. So landet Charlize Theron passend am Flughafen Tempelhof, in Berlin sind Punks noch eine dominierende Subkultur und mit einer Flasche Johnny Walker ist im Osten einiges zu bewegen.
Was der Film auch noch ästhetisiert ist seine Hauptdarstellerin. Man hat das Gefühl Regisseur David Leitch hat sich unsterblich in Charlize Theron verliebt und kann kaum von ihr lassen. Die zweifellos attraktive Theron wird fast zum Kunstwerk erhoben, dass von allen Seiten beleuchtet wird. Selbst beim Zeigen einer frisch verhauenen Theron, trieft der Film voller eiskalter Erotik. Wer Charlize Theron mag, wird diesen Film lieben.
Dass Leitch zuvor Stuntman man war, merkt man gleich beim ersten Kampf. Die Kampfszenen zwischen den Agenten sind sehr erfrischend: Kein übermenschliches endloses Verhauen und keine präzisen Kampfsport-Moves. Atomic Blonde zeigt Menschen die sich scheinbar gekonnt verhauen und nach ein paar Minuten dementsprechend aussehen: Blutverschmiert und total erschöpft. Auch der Umgang mit Verletzungen ist erfreulich, denn eine Bauchwunde bedeutet nicht gleich den Tod und nicht jeder Schuss ist gleich ein tödlicher Treffer.
Insgesamt ist es ein sehenswerter Film, vielleicht nicht der Film für den einen Kinobesuch des Jahres, aber wer Agentenfilme und gute Action mag, der kommt auf seine Kosten. Freunde der 80er und von Charlize Theron werden glücklich gemacht.
Bildquellen
- Atomic Blonde: Universal Pictures