Cine Merit Award: Als Rupert Everett einen Filmpreis bekam
Rupert Everett ist auf dem Filmfest in München mit dem Cine Merit Award ausgezeichnet worden. Warum, weiß niemand so genau. Yvonne Franke hat bei der Preisverleihung nach Antworten gesucht.
Die Liste der Schauspieler und Regisseure die in den letzten Jahren auf dem Filmfest München mit dem Cine Merit Award ausgezeichnet wurden strotzt vor ehrfurchtgebietenden Namen. Michael Caine. John Malkovich. Susan Sarandon. Isabelle Huppert. Michael Haneke. Ein Held nach dem Anderen. In diesem Jahr kann ich dabei sein. Ich bin aufgeregt. Wer wird es sein, wer wird es sein.
Ähm…Rupert Everett? Und warum? Na gut, er hat ein ziemlich hübsches Gesicht und irgendwann gab es mal diesen Film mit Julia Roberts der ganz unterhaltsam war. Aber ein Preis für herausragende filmische Leistungen? Vielleicht gibt der heutige Abend Aufschluss. Der Preis wird im Rahmen der Galapremiere des Films A Royal Night Out – ein königliches Vergnügen verliehen, in dem Everett König George VI verkörpert. Ich bin gespannt und lerne immer gern dazu. Also schmeiß ich mich in meinen Fummel, mal die Lippen an und schmuggel zur Nervenberuhigung eine Butterbrezel in den Kinosaal des Gasteig.
Ein mit belangloser Popmusik unterlegtes Filmchen zeigt einführend Highlights aus Everetts bisheriger Karriere. Und siehe da: ich bin tatsächlich beeindruckt. Der hat ja schon mal mit Christopher Walken gedreht und er sieht wirklich fantastisch aus, wenn er nur ein Handtuch um die Hüften trägt. Und wenn Filmfest Chefin Diana Iljine den Preisträger des heutigen Abends Prince Charming nennt, ist das nachvollziehbar. Aber eben nur das. Diese Rolle spielt er mit Bravour, immer wieder. Mehr ist nicht erkennbar.
Er hat Madonnas Karriere ruiniert
Als Rupert Everett 17 Jahre alt war, schrieb Andy Warhol auf einer Party „I love you“ mit rotem Lippenstift auf seine Stirn. Um an diesen Moment zu erinnern und ganz nebenbei ein bisschen Werbung für die festivalbegleitende Warholretrospektive zu machen wird der Cine Merit Award heute Abend von Glenn O’Brien übergeben, der als Mitglied der Factory zum engsten Kreis des Künstlers gehörte.
„Ich kann mich nicht erinnern, Herrn Everett jemals getroffen zu haben, aber ich bin ja auch nicht mehr der jüngste“, beginnt er seine Rede. „Keine Ahnung wie ich an den Job gekommen bin. Eigentlich habe ich nur zugesagt, weil ich dachte als Laudator würde man in Laudanum ausbezahlt und das könnte ich ganz gut gegen meine Rückenschmerzen gebrauchen.“ Er ist wunderbar. Ich möchte, dass er den Preis selbst behält. „ Das Einzige was ich ihnen über Rupert Everett erzählen kann ist, dass Madonna einmal zu mir sagte, er habe ihre Karriere ruiniert. Nun gut, man kann ja auch nicht immer alles ganz allein machen.“
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Und so betritt der Star des Abend die Bühne und nimmt seinen Preis in Empfang. Er erzählt von seiner ersten Regiearbeit, einem Film über Oscar Wilde, den er zur Zeit in München dreht.
„Ich habe mir eine Menge Schauspieler für die Hauptrolle angeschaut. Am Schluss habe ich mich dann für mich selbst entschieden“ sagt er mit diesem jungenhaften Lächeln, dass er sich bewahrt hat, obwohl er ansonsten deutlich gealtert ist. „Ich denke, dass dieses neue Projekt dann vielleicht im Nachhinein rechtfertigt, dass sie mir heute hier diesen Preis verleihen und ich ihn nicht nur dafür bekomme so viele Jahre in diesem Geschäft überlebt zu haben.“
Er bedankt und verbeugt sich, ein letztes Foto wird gemacht, dann geht er. Auf seinem Weg aus dem Saal ruft Ihm jemand zu: „ Mögen sie ihren Film nicht, oder warum schauen sie ihn sich nicht an, Mr. Everett?“ Eine Bemerkung die ich zunächst für flegelhaft und peinlich halte, die aber später durchaus Berechtigung findet. Denn tatsächlich ist dieses pompös ausgestattete Machwerk in fast jedem Moment unerträglich. Eine unglaubwürdig erzählte Geschichte gespickt mit sich wiederholenden Slapstickversuchen. Am Victory in Europe Day, dem 8. Mai 1945 büchsen die 19- jährige britische Thronfolgerin Elizabeth und ihre fünf Jahre jüngere Schwester Margaret aus, um sich inkognito unters Londoner Partyvolk zu mischen. Das wars. Äußerst wenig Stoff um 97 Minuten damit zu füllen, die einem allerdings wie zweieinhalb Stunden vorkommen. Zeitverschwendung.
Trotzdem steht das größte Ärgernis des heutigen Abends noch aus. Das Filmfest leistet sich einen Moderator, der im Anschluss an den Film den Regisseur mit den Worten begrüßt: „ Schauen sie mal, sie erzählen da von dem Tag an dem die Deutschen besiegt wurden und trotzdem sind die Publikumsreaktionen doch sehr warmherzig.“
Jetzt ist eindeutig der Moment gekommen den Saal zu verlassen.
Bildquellen
- 11713568_10206164856253802_927124940_n: Bild: Yvonne Franke