Daniela Katzenberger auf dem RTL-Spendenmarathon 2014 in Hürth bei Köln.

Daniela Katzenberger: Die Kardashians in heimelig

Daniela Katzenbergers Reality Show Daniela Katzenberger – Mit Lucas im Hochzeitsfieber ist schockierend normal.

Besuch beim Kinderarzt vor der ersten Flugreise. An Nasentropfen denken, falls das Baby schnupfen kriegt. Kofferpacken, in jeder Tasche Milch haben (denn die ist ja lebenswichtig). Treffen mit den Großeltern. Grundstücksuche. Taufpaten finden.

Daniela Katzenberger ist Mutter einer kleinen Tochter. In den Werbepausen laufen Werbung für Babynahrung und Hygieneprodukte für Frauen, und dazwischen läuft die Familie durch Mallorca und sucht ein Grundstück für das zukünftige Familienleben. Wie weit ist denn die Schule weg? Soll Oma Iris auch mit auf die Insel ziehen? Wieso sagt denn Costa Cordalis nichts sondern grinst immer nur so komisch am Bildrand?
Wer sich noch an die Anfänge von Daniela Katzenbergers Reality-Show Debut erinnert, fragt sich vielleicht, was mit dieser aufgepumpten Blondine passiert ist, die tapsig versucht, eine Modelkarriere in den USA zu starten. Doch seitdem ist viel Zeit vergangen. Anders als andere, die wie leuchtende Sterne zum Showbiz Himmel emporstiegen, stolperte Daniela Katzenberger mit großen Augen, in engem Kleid und Pömps die Treppe hinauf zum Dasein als Fernsehberühmtheit. Jetzt ist sie Mutter und steht auf dem Treppchen zwar nicht ganz oben, aber doch weit oben genug. Ihre Hochzeit mit Lucas Cordalis im Sommer scheint interessant genug, das Finale der eigenen Fernsehshow zu bilden.

Eine andere Katzenberger

Sie wirkt überraschend kompetent, die Familie überraschend nett, die Gespräche schwanken zwischen Tipps für Babynahrung und Sticheleien zwischen Mutter und Tochter. Irgendwie ist das anders, als ich Reality-Shows in Erinnerung hatte. Es gibt zwar immer wieder Versuche einen Konflikt zu erzählen; Darf das Baby überhaupt schon nach Mallorca fliegen? Kommt die Familie rechtzeitig zum Flughafen? Werden sich die beiden Großmütter verstehen? Doch nichts davon birgt wirkliches Konflikt- oder Gefahrenpotential, denn sobald die Frage von der Stimme aus dem Off gestellt wird, hat sich die Situation auch schon gelöst – bevor sie eigentlich entstanden ist.

Das ist anders als das Bild von Daniela Katzenberger, das so lange durch die deutsche Fernseh- und Boulevardlandschaft waberte. In der Presse sprach man gerne von dem Phänomen-Katzenberger, als sei sie einfach da und als sei man sich nicht so ganz sicher, ob sie das überhaupt dürfe. Sie kann nichts, existiert nur in den Medien, alles für die Fifteen Seconds of Fame? Daniela Katzenberger bietet eine gute Fläche für Vorwürfe, die immer gerne gemacht werden, wenn man mit einer Person umgehen muss, die (ähnlich wie Kim Kardashian), keine klare Berufsbeschreibung hat, aber gleichzeitig allgegenwärtig (oder zumindest gegenwärtig) erscheint. Elke Sommer warf ihr bei Markus Lanz 20101 indirekt und in einer ekelhaften dritten-Person vor ein „Etwas“ und ein Brechmittel zu sein. 2012, ebenfalls bei Marcus Lanz, holte Paul Breitner zu einem Rundumschlag aus und meinte, das Problem sei, dass Daniela Katzenberger ernst genommen werde.

Man scheint sich noch nicht so ganz mit dem Gedanken angefreundet zu haben, dass sich Medien auch gerne selbst genügen und immer auch selbstreferenziell funktionieren. Es scheint schwer zu akzeptieren, dass sie sich nicht immer nur auf etwas beziehen, das außerhalb von ihnen liegt. Als müsse eine Figur sich erst in „der echten Welt“ bewährt haben, um medial vermittelt werden zu können. Wer Sängerin, Schauspieler, Literaturkritikerin oder Fußballstar ist besitzt Fähigkeiten, die außerhalb des Fernsehens eine Wertigkeit besitzen, und erst das –so die Logik der Vorwürfe- ist die Berechtigung ins Fernsehen zu kommen. Das kann man natürlich so finden, entspricht aber schon lange nicht mehr unserer Medienrealität. Daniela Katzenberger zum Beispiel hat keine solchen Fähigkeiten, ihre Geschichte ist durch die Medien erzählt und durch sie zu sich selbst geworden. Doch das macht sie nicht weniger real.

Heimelig, sympathisch, provinziell

Was man sich stattdessen fragen kann ist, ob die Geschichte, die uns erzählt wird, interessant ist. Das mag jeder für sich selbst unterschiedlich bewerten, doch in der Logik von Reality- Soaps fehlt es an Konflikten. Im Vergleich zu den großen Vorbildern aus den Staaten, wie Keeping up with the Kardashians, wirkt Daniela Katzenbergers Show heimelig, sympathisch, provinziell und mit ein bisschen mallorcanischem Glamour durch stark gebräunte deutsche Promis.
Der Vergleich mit den Kardashians ist insofern nützlich, als dass er einen Unterschied der Medienmaschinerien deutlich macht. Die Kardashians weisen tatsächlich über sich selbst hinaus, werfen ihre Konflikte in den Ring der (inter-)nationalen Presse: Kims Sextape. Ihr erstes Interview im Fernsehen mit Tyra Banks über besagtes Sextape. Die Ehe mit Über-Ego Kanye West. Der berühmte Vater Robert Kardashian, der aktuell von David Schwimmer in der Serie American Crime Story über den O. J. Simpson Fall verkörpert wird. Der Stiefvater und american hero Bruce Jenner, der jetzt als Caitlyn Jenner lebt. Es sind Personen, deren Konflikte einen nicht unbedingt interessieren müssen, aber sie begegnen uns doch noch außerhalb des eigentlichen Reality-Show Formats. Vielleicht auch deshalb, weil die Medien der USA stärker auf Individualschicksale fokussiert sind.
In Deutschland hingegen muss sich Daniela Katzenberger noch den Vorwurf gefallen lassen, dass sie nichts kann und auch nichts wäre, wenn das Fernsehen ihr nicht ein Treppchen bereit gestellt hätte, auf das sie klettern könnte. Es sind Vorwürfe für die es irgendwie zu spät scheint. Ihre Show ist auf jedenfalls sehr nett, wenngleich ein bisschen langweilig.

Dieser Artikel erschien in leicht veränderter Form auf bento.de

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