Death Cab For Cutie: Der Weg zurück ins Leben

Death Cab For Cutie klingen auf ihrem neunten Studioalbum Thank You For Today zwar weniger poppig als auf dem Vorgänger. Durch seine Ecken hat es aber umso mehr Charakter und Tiefe.

Zugegeben: Nach ihrem letzten Album Kintsugi hatte man etwas anderes erwartet, und nach dem ersten Hören von Thank You For Today ist man dementsprechend auch etwas verwirrt, weil das Album nicht so rund, nicht so gefällig ist wie sein Vorgänger.

Death Cab For Cutie klingen elegischer, edgy und sperriger – und so ist das Album auch produziert, wieder von Rich Costey, mit dem die Band schon auf Kintsugi (2015) zusammengearbeitet hat. Das ist in der Tat interessant, immerhin klingt Thank You For Today an keiner Stelle so glatt oder poppig wie der Vorgänger. Im Gegenteil ist es hier und da beinahe etwas rau oder sogar dirty abgemischt.

Hallende Chöre und ungewohnt verzerrte Gitarren

Und schon beim zweiten Hören erschließt sich einem warum, und man erkennt die Tiefe der Songs, die Bedeutung der reduzierten Geschwindigkeit, die Veränderung von Lautstärke und Sound. Wenn Kintsugi eine schmerzhafte Scheidung thematisiere, schreibt Stephen Thomas auf NPR, so beschreibe Thank You For Today den Versuch, ins Leben zurückzukehren, nur um festzustellen, dass es sich verändert hat.

Und so startet der Opener I Dreamt We Spoke Again mit leicht schiefem Synthie und minimal unsauber gestimmter Gitarre. „I dreamt we spoke, I dreamt we spoke again“, singt Ben Gibbard, aber es bleibt beim Traum, der im Refrain von klagend-hallendem Chor begleitet wird.

„I wonder where you are tonight, if the one you’re with was a compromise“, fragt Gibbard in Summer Years, Song zwei des Albums, der mit geshuffletem Beat und ungewohnt verzerrter Gitarre ganz schön dreckig daherkommt.

Tragisch und doch treibend

Ganz und gar nicht ungewohnt, sondern gewohnt und durchgehend großartig sind (neben der Musik) die Lyrics auf Thank You For Today: „And if I capsize it’s alright / ’Cause I’ve been feeling too invincible“, heißt es im hymnischen Autumn Love, das mit der akustischen Gitarre am Anfang klingt wie ein Song aus einem Cameron-Crowe-Film, das im Refrain aber beinahe bombastisch wird.

When We Drive, das ein bisschen nach 80er-Jahre-Autofahrerrock klingt, erzählt die Geschichte einer Freundschaft, der man gerne angehörte: „Can’t expect you to be honest / and to be faithful every day till the end / I just need you to be always a friend“

Es ist schwer, sich auf die beste Zeile des Albums festzulegen, aber mit einer Pistole auf der Brust wäre es wohl eine aus dem tragischen und doch irgendwie treibenden You Moved Away: „You sold your records by the pile / For they were only yours for a while / You placed your furniture in the yard / And it was gone within the hour“

Der Weg zurück ins Leben mag anstrengend sein. Wenn er so klingt wie auf Thank You For Today geht man ihn gerne mit.

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