Gestreift – Die Links der Woche

Gestreift #134 – Die Links der Woche

Vollgepackt mit tollen, traurigen, schönen und klugen Sachen: Unsere Links der Woche, umfangreich wie noch nie.

Was zum Weinen, was zum Lachen, was zu Denken, was zum Sehen, was zum Hören. Wir sind stolz, denn unsere Links der Woche sind dicht gepackt wie lange nicht mehr.

Beginnen wir vorne, mit ein bisschen Nostalgie. Die 90er sind jetzt gut 30 Jahre her, es ist genug Zeit verstrichen, dass wir wissen, welche Werke aus dem Jahrzehnt bleiben werden und welche nicht. Signature Reads macht sich daran, die Bücher zu finden, die das Jahrzehnt definiert haben (die Liste ist zwar für den US-amerikanischen Raum gedacht, funktioniert aber zu großen Teilen auch für Deutschland).

Noch weiter in der Vergangenheit finden wir das Massaker an den Herero, die im Zuge der deutschen Kolonialisierung im heutigen Namibia und Botswana brutal niedergemetzelt wurden. Die Schädel der toten Herero waren damals interessant für Anthropologen und wurden quer durch die Welt an Museen verschickt. The New Yorker rekonstruiert die Geschichte der Schädel, die nach wie vor im American Museum of Natural History  lagern und befasst sich mit der Frage, was genau mit ihnen geschehen soll.

Noch schnell, bevor es wieder etwas heller am Horizont unserer Links der Woche wird: Im Sommer 1934 ließ der US-amerikanische Wissenschaftler Theodore Abel über ein Preisausschreiben NSDAP-Mitglieder erzählen, warum sie in die Partei eingetreten sind. Daraus machte er das Buch Why Hitler came into Power, außerdem sind die Antworten der Parteimitglieder online einsehbar. Kostprobe? Fritz Havesbrink freut sich beispielsweise, „dass es mit der Macht der schwarzen und roten Bonzen vorbei war. Dass ein neues Deutschland geschaffen werden würde“ und hat Angst vor Fremden in einem Land, „wo deutsche Frauen und Mädchen von schwarzen Bestien (…) ungestraft geschändet werden konnten.“ (Ähnlichkeiten mit aktuellen politischen Entwicklungen sind sicherlich nur rein zufällig.)

Dazu passend: Die Holocaust-Überlebende Edith Fox (geb. Weingarten) spricht anlässlich des Holocaust-Gedenktages über ihre Erfahrungen in Auschwitz.

Die gute Nazi-Nachricht, wenn es denn solche überhaupt gibt, und diese Nachricht eine gute ist, was vermutlich nur für manche Menschen zutrifft, ist, dass mit Hilfe der K.I. von FakeApp recht einfach Videos erzeugt werden können. Was selbstverständlich – willkommen im Internet – einerseits eine Welle aus Fake-Pornos zur Folge hatte, andererseits Hitler-GIFs. Die Technik ist beeindruckend – und gruselig. Nach gephotoshoppten Bildern werden wir uns also auch an Fake-Videos gewöhnen müssen. Hintergründe und Beispiele gibt es hier.

Warum ist die populäre Kultur eigentlich so besessen von Geschichten, in denen die Guten gegen die Bösen kämpfen? Die Antwort ist: Nationalismus. In einem lesenwerten Longread bastelt Marina Benjamin für Aeon die Gut/Böse-Dichotomie und Fragen moralischen Handelns von Figuren von der Illias bis zu X-Men auseinander.

Die Science-Fiction und Fantasy-Autorin Ursula K. Le Guin ist gestorben, die maßgeblichen Einfluss auf die heutigen Erscheinungsformen der beiden Genres ausgeübt hat. Auf Spotify gibt es eine kleine Space Opera von ihr, die sie zusammen mit dem Komponisten David Bedford konzipiert hat. Es ist wirklich feine klassische Science-Fiction, mit vielen, vielen tollen Synthesizern. Perfekt für den Sonntag.

Straßennamen sind Spuren der Vergangenheit, und es lässt sich vieles daran ablesen. Welche Personen, welche Konzepte sind so wichtig für eine Gesellschaft, dass wir Straßen nach ihnen benennen? Woran wollen wir uns erinnern, woran nicht? Die Zeit hat eine schicke Visualisierung aus 450.000 Straßennamen gebastelt – ein eigenartig weit entfernter Einblick in die Seele Deutschlands.

Und wo wir gerade bei Verkehr sind: Hier gibt es noch eine schicke, animierte Datensammlung dazu, wie und wohin die Menschen in Deutschland sich wann fortbewegen. Spannend, und ein wenig hypnotisch.

Und weil wir das Ihme-Zentrum hier in der Redaktion so sehr lieben, empfehlen wir ganz besonder diesen Reddit-Thread, in dem die User die Geschichte des Brutalismus aufdröseln.

Irgendwo zwischen Kunst und Nutzlos angesiedelt ist die App Die with me, die sich nur mit weniger als 5% Handyakku nutzen lässt. Es ist ein herzerweichendes Chatpogramm für alle, die in der Stunde ihres Handytodes nicht alleine sein wollen.

Übrigens: „English, motherfucker, do you speak it?“ Oder deutsch? Oder spanisch? Oder französisch? Oder italienisch?

 

Bildquellen

  • Gestreift – Die Links der Woche: Alex Schröder