Gestreift #40 – Die Links der Woche
Fangfrisch: Unsere Links der Woche. Heute mit den Panama Papers, großartigen US-amerikanischen Reportagen, American Psycho, hydraulischen Pressen, dem großen Weltraum-Krieg und einer unheimlichen Begegnung.
So frisch auf den Tisch wie nie – unsere Links der Woche.
Beginnen wir mal mit einem der größten Datenleaks der Geschichte. Die Süddeutsche Zeitung hat begonnen, die Panama Papers zu veröffentlichen, Geschichten, die auf 2,6 TB anonym geleakten Daten basieren. Es geht darin um Steuerhinterziehung in großem Stil, hauptsächlich mittels Offshore-Konten und Scheinfirmen, die rund um den Globus verteilt sind. Und: Es sind so ziemlich alle mächtigen Menschen dieser Welt darin verwickelt, von denen man spontan denken könnte, sie seien darin verwickelt. 400 Journalisten aus allen möglichen Ländern haben an der Auswertung der Daten gearbeitet, und die von der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Geschichten sind bei weitem nicht die einzigen. Es gibt auch ein Buch dazu, hier wäre noch ein Interview mit den beiden Initiatoren der Recherche. Die SZ hat auch einen Live-Blog zu den Panama Papers eingerichtet.
Andere ausgezeichnete journalistische Arbeit – als Nicht-ganz-so-Longread – findet sich unter dem Titel The Reckoning im Texas Monthly: Die Reportage erzählt die Geschichte von Claire Wilson, die 1966 in einem der ersten Amokläufe überhaupt an der University of Texas angeschossen wurde – und wie ein solches Erlebnis ein ganzes Leben verändern kann.
Woanders, beim SPIEGEL nämlich, sieht es nicht ganz so rosig aus: Der geleakte „Innovationsreport“ des Magazins zeigt ein Magazin, mit dem die Mitarbeiter unzufrieden sind, und das dringend Umstrukturierung benötigt. Hier noch eine Stellungnahme der Chefredaktion zum Leak.
Jan Böhmermann hat mit Be deutsch ein eigenartiges Musikvideo veröffentlicht, das einen unangenehmen Nachgeschmack im Hirn hinterlässt. Der klügste Kommentar dazu stammt, finden wir, von Sascha Lobo:
„Dieses Narrativ – moralischer Vorteil qua Hitler – ist nicht nur in sich absurd, es bewirkt auch das Gegenteil von dem, was man damit erreichen möchte. Diese Distanzierungsumkehr ist zutiefst menschlich, in leicht abgewandelter Form findet man sie zum Beispiel manchmal bei Ex-Rauchern, die aus ihrer früheren Sucht die Legitimation für Herablassung gegenüber allen anderen ziehen.“
Schön auch, und irgendwie passend in diesem ganzen Wust aus Kritikkrams: Vor 25 Jahren erschien Bret Easton Ellis‘ American Psycho. Hier spricht er im Interview noch einmal über den unkontrollierbaren Erfolg seines Romans.
Kleine Pause zwischendurch: Hier ist ein YouTube-Kanal, auf dem es nur Videos von Dingen gibt, die mit einer hydraulischen Presse zerquetscht werden.
Übrigens findet auch direkt unter unseren Nasen einer der größten digitalen Kriege aller Zeiten statt: Eve Online macht mobil. Eve Online ist ein Weltraum-MMORPG, dessen Werte (Raumschiffe, Waren etc.) problemlos in Echtwelt-Geld getauscht werden können. Das Ergebnis der Geschichte ist, dass Eve Online so eine Art Hyperkapitalismussimulation im Weltraum ist, wenn es in Ordnung wäre, Menschen einfach umzubringen. Das Ergebnis ist auch, dass jeder Krieg innerhalb des Spiels nicht nur Ingame-Währung kostet, sondern sich auch auf den realen Konten der Spieler bemerkbar macht, und manchmal sind das keine kleinen Summen. Ohne jetzt auf die komplizierten politischen Verflechtungen innerhalb des Spiels eingehen zu wollen ist es im Moment so, dass eine der mächtigsten Spielergruppen – Das Imperium – ein wenig zu mächtig geworden ist, und sich nun Gruppen von Söldnern und andere kleine Gruppierungen zusammentun, um Das Imperium zu stürzen. Finanziert werden die Rebellen von einem Online-Casino.
Und hier noch was anderes gruseliges aus der Online-Spielwelt: Auf Vinesauce erkundete ein Spieler im Livestream die verlassene, verfallene Welt von Active Worlds, so eine Art Second Life -Klon. Keine anderer Spieler war eingeloggt, trotzdem traf er eine Figur namens Hitomi Fujiko, die sich, nun ja, gruselig verhielt. Aber keine Sorge: Reddit arbeitet an einer Erklärung.
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- Ein Zebra es ist gestreift für die Links der Woche: Bildrechte beim Autor