Karl-Friedrich König: „Ich bin mir sicher, dass er davon wusste“

Die Filmemacher Karl-Friedrich und Tilman König werfen ihrem Kollegen Dietrich Brüggemann Ideenklau vor. Der bestreitet das. Martin Spieß hat mit ihnen gesprochen. Im zweiten Interview der Reihe kommt Karl-Friedrich König zu Wort.

Am Donnerstag lief Dietrich Brüggemanns neuer Film Heil an. Darin geht es um einen Schwarzen, der von Nazis in Ostdeutschland einen Schlag auf den Kopf bekommt und selbst zum Nazi wird. Die Leipziger Filmemacher Karl-Friedrich König und Tilman König warfen Brüggemann Ende Juni Ideenklau vor: er habe sich bei ihrem im Herbst erscheinenden Spielfilm Der schwarze Nazi bedient. Die BILD berichtete und der Artikel verursachte einen mittelgroßen Shitstorm. Martin Spieß hat hat Karl-Friedrich und Tilman König zum Gespräch getroffen.

Wie habt ihr von Dietrich Brüggemanns Film Heil erfahren?

Wir wurden über Facebook auf den Trailer aufmerksam gemacht. Und die Leute sagten: Guckt mal, da hat euch einer eure Idee geklaut. Wir dachten erst: Geklaut? Das glauben wir nicht.

Das klingt, als würde ein „aber“ den Horizont heraufkommen.

Aber es sind sehr viele Parallelen.

Habt ihr den Film denn schon gesehen?

Nein. Aber zwei Filmkritiker aus Leipzig, die unseren Film kennen.

Dietrich Brüggemann habe ich direkt gefragt, ob er euch die Idee geklaut hat. Euch frage ich genauso direkt, warum ihr nicht diplomatischer mit der Situation umgegangen seid. Warum habt ihr ihn nicht angerufen oder eine E-Mail geschrieben? Dass die BILD einen Artikel aus dem Ideenklau-Vorwurf gemacht hat, war ja nicht gerade förderlich.

Wir dachten, eine Anfrage bringt nichts. Dass er das von sich weist, ist ja klar. Davon ab war an die Öffentlichkeit zu gehen unsere einzige Möglichkeit: wir haben keine Produktionsfirma und Werbeagentur im Rücken.

Ihr glaubtet also – und glaubt das auch nach wie vor – dass er euch eure Idee geklaut hat?

Ja. Brüggemann schreibt in dem Text auf seiner Homepage, er fände die Idee nicht sonderlich originell. Wir aber finden, das ist eine spezielle Idee. Er sagt, er habe von unserer Filmidee nichts gewusst. Ich bin mir aber sicher, dass er davon wusste. Wir unterstellen nicht, dass er den gesamten Film kopiert hat. Aber mindestens eine Inspiration von unserem Film ist sicher. Deswegen haben wir das Thema Ideenklau auch in die Pressemitteilung aufgenommen und auf unserer Pressekonferenz besprochen, bei der es eigentlich um den Überfall ging, bei der Neonazis uns während des Drehs bedrohten. Und zu der Pressekonferenz kam eben auch die BILD.

Was macht ihr, wenn ihr euch den Film angesehen habt und feststellt, dass sich bis auf die offensichtliche Parallelen – Schwarzer kriegt einen Schlag auf den Kopf und wird zum Nazi, seine schwangere Freundin sucht nach ihm – nichts ähnelt?

Ich kann mir eher vorstellen, noch weitere Parallelen zu finden. Und dann werden wir noch mal an die Öffentlichkeit gehen. Aber wir wollen keinen Krieg beginnen. Wir wollen nach vorne schauen und uns auf unseren Film konzentrieren.

Der ja aufgrund eurer Herkunft etwas anderes zu sein verspricht: während Brüggemann eine mitunter klamaukhafte Komödie gemacht hat, wird es bei euch eine Realsatire.

Es ist ein nahes Thema für uns. Wir kommen ursprünglich aus Jena, hatten schon oft Kontakt mit Neonazis, mein Bruder Tilman lag schon mit Körperverletzung im Krankenhaus. Ich denke, wir gehen in unserem Film realistischer und authentischer mit dem Thema um. Egal, wie Brüggemanns Film aussieht, wir haben unseren eigenen Film gemacht, mit eigenem Inhalt und eigener Machart.

 

Das Interview mit Dietrich Brüggemann erschien gestern. 

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