Kevin Kühnert: Skandal! Sozialdemokrat vertritt sozialdemokratische Ansichten.

Kommunistenführer Kühnert gibt der linksradikalen Propagandazeitschrift ZEIT ein Interview, in dem er – Schauder! – sozialistische Ideen äußert. Was erlaubt er sich aber auch, das Gespenst des Kommunismus zu beschwören? Ein Kommentar.

Meine Güte, das war vergangene Woche aber ein gehöriger Shitstorm; und das sogar offline, ganz ohne Internet. Da gab Kevin Kühnert, der Vorsitzende der JuSo, der ZEIT, diesem propagandistischen Sprachrohr für Linksextreme, ein Interview, in dem er – Ich mag es kaum aussprechen! – eine sozialistische Politik vorschlug.

Sozialismus – das böse S-Wort, die rote Gefahr! Menschenmassen in Panik; Mütter, die mit ihren schreienden Kindern im Arm Schutz suchen. Der Mann ist Sozialdemokrat und hat linke Ideen, ich fasse es ja nicht! Seit wann hat denn Sozialdemokratie irgendwas mit linker Politik zu tun? Wer linke Fantasien hat, sollte sich einweisen lassen, oder wie hat es Helmut Schmidt damals formuliert?

Völlig zurecht riefen Deutschlands Spitzenpolitiker daraufhin Zeter und Mordio! „Das ist ein verschrobenes Retro-Weltbild eines Fantasten, der irgendwie mit dem System hier nicht zufrieden ist. Nach meiner gesicherten Erkenntnis müsste der Kühnert schon anerkennen, dass wir wirtschaftlich höchst erfolgreich sind“, sagte Andreas Scheuer, seines Zeichens Verkehrsminister sowie Experte für gesicherte Erkenntnisse und gesunden Menschenverstand.

Populismus

Kühnerts Partei distanzierte sich und hätte ihm am liebsten den Mund verboten. Sigmar Gabriel warf seinem Parteigenossen sogar Methoden à la Donald Trump vor, womit er natürlich absolut recht hat. Donald Trump ist schließlich bekannt dafür, in journalistischen Publikationen sachlich im Ton, aber kritisch in der Sache einen gesellschaftspolitischen Diskurs anzustoßen.

Erinnern wir uns stattdessen an Thomas de Maizière: 2017, die Flüchtlingskrise erschütterte noch immer das Land, schrieb unser damaliger Innenminister für die BILD – ich meine die BILD, das Flaggschiff unparteiischen Politjournalismus, das nun wirklich nicht dafür bekannt ist, Öl ins Feuer hitziger Debatten zu gießen – einen Essay, wie sich Ausländer zu benehmen haben, wenn sie in unser schönes Land kommen. „Wir sind nicht Burka!“, „Wir sagen unseren Namen. Wir geben uns zur Begrüßung die Hand.“ Das nenne ich einen sachlichen Debattenbeitrag ganz ohne Populismus und Opportunismus.

Selbstprofilierung

Der Kühnert macht das doch nur, um sich zu profilieren. Im Gegensatz dazu haben es beliebte Politiker wie Jens Spahn nicht nötig, überall ihren Senf dazuzugeben, egal ob es zu ihrem Ressort gehört oder nicht. Wenn Spahn sich darüber beschwert, dass in Berlin zu viel Englisch gesprochen wird oder wenn er alle zwei Monate Vorschläge einbringt, wie er das deutsche Gesundheitswesen zu revolutionieren gedenkt, dann tut der das doch nicht, um sich als möglicher Merkel-Nachfolger in den Mittelpunkt zu drängen.

Das ist doch alles Teil von Kühnerts perfiden Plan, sich – ähnlich wie Guaidó in Venezuela – zum Gegenkanzler auszurufen und dann mit den Gelbwesten und den schuleschwänzenden Bälgern von Fridays for Future den Reichstag zu stürmen und den Kommunismus auszurufen. Von sozialistischen Gedanken zur kommunistischen Diktatur ist es nur ein kleiner Schritt!

Häretiker

Und überhaupt, wo sind wir denn hier eigentlich, dass man frei seine Meinung äußert und im Sinne des demokratischen Pluralismus alternative Gesellschaftsentwürfe zur Sprache bringt? Hat unsere ewige Kanzlerin nicht seit jeher die Alternativlosigkeit des Status quo gepredigt?

Nachdem er sich eine kleine Pause gönnte, schuf Gott am achten Tag den Kapitalismus, wie wir alle wissen. Dass er Adam und Eva aus dem Paradies schmiss, war ein Glücksfall. Von wegen Paradies! Keine Arbeit, alles stand als Kollektiveigentum zur freien Verfügung, Reptilien teilten unentgeltlich Konsumgüter: Eine kommunistische Hölle war das doch!

Kapitalismuskritik ist Gotteslästerung! Blasphemie! Ein Sakrileg! Ans Kreuz nageln sollte man diesen sozialistischen Satan! Wo ist die Inquisition, wenn man sie mal braucht? All diese kommunistischen Ketzer sollten auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden und ihre sündigen Schriften gleich mit ihnen!

Immerhin wissen wir nun, wen Hans-Georg Maaßen, ehemaliger Verfassungsschutzpräsident und attraktivster Brillenträger aller Zeiten, im Sinn hatte, als er von „linksradikalen Kräften in der SPD“ sprach.

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