Klolektüre: Mama – Oma hat gesagt

Ändern sich Bücher, wenn sie Klolektüre sind? Was eignet sich für die Toilettensitzung und was nicht? Was für Bücher liegen da überhaupt? Wir finden es heraus. Buch für Buch. Heute: Tipps und Ratschläge aus der guten alten Zeit.

Seit einer Woche liegt ein Ratgeber aus der „guten alten Zeit“ zwischen der pinken Kapitalismuskritik und Jerry Cotton auf unserem Spülkasten. Das Buch ist blau, vorne drauf ist eine Oma mit erhobenem Zeigefinger in einem ovalen Bilderrahmen, und natürlich ist das Goldstück von Bastei Lübbe.

Dieses Buch ist Klolektüre in Reinform. Eine klassische Klolektüre zeichnet sich dadurch aus, dass der_die Sitzende jederzeit und ohne vorherige Markierung in den Text einsteigen kann und dass das Thema intellektuell leichtgängig genug für eine kurze Lesezeit und gleichzeitig maximal unterhaltend ist. Der Ratgeber erfüllt diese Kriterien und bietet darüber Hinaus noch den Spaß, in Gedanken dank der Fetten Fraktur jedes „s“ wie ein „f“ zu lesen. Zusätzlich sind die Ratschläge ein feines Stück Histo-Tourismus der Marke WTF!?:

„Thiere und Geziefer. Anweisungen zum Fang derselben. […]
Fische lebendig weit zu versenden.
Man tauche ein Stück Brotkrume in Branntwein, lasse sie recht voll saugen, stopfe damit das Maul des Fisches voll und gieße noch etwas Branntwein hinterher. Nun wickelt man ihn in frisches Stroh, befestigt es mit Bindfaden und darum ein Stück Leinewand. Ist der Fisch an dem bestimmten Ort angekommen, so wird er vom Stroh befreit und schnell in ein Gefäß voller Wasser gethan. Nach kurzer Zeit kommt er wieder zu sich und wird munter. Auf diese Weise kann man größere Fische 8 Tage lang unterwegs lebendig halten und viele Meilen weit versenden.“

aus: Peter Udelhoven (1980) Mama – Oma hat gesagt, Bergisch Glattbach: Bastei Lübbe, S. 98-99

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