MIA = Mir ist aufgefallen, dass …
Unserem Autor ist einiges aufgefallen. Er hat alles in einen langen Text über Popkultur gegossen.
Wespen vielleicht die einzigen Tiere (neben Hunden) sind, die imstande wären, ein Buch durchzuriechen. • ich für 2011 noch die Behämmertensteuer nachzahlen muss. • ich mehr jiddische und rotwelsche Ausdrücke in meinen aktiven Wortschatz aufnehmen sollte.• es ganz unterhaltsam ist, die Anfrage „Sehr geehrte Damen und Herren, nachdem wir uns von Ihrem Schlemmerabend persönlich überzeugen konnten, möchten meine Frau und ich kommendes Jahr gerne unsere Hochzeit nachfeiern und wollten fragen, ob dies in Ihrem Etablissement möglich ist, gern in Form eines Buffets für eine geschlossene Gesellschaft von rund 100 Gästen. Welche Kosten würden auf uns zukommen?“ an Apotheken, Tankstellen, Krematorien, Kindergärten, Straßenstriche, Bibliotheken, Friedhöfe, Zoos … und das Burj Al Arab rauszuschicken. • man wahrscheinlich tief in ihrer Kulturgeschichte graben muss, um zu verstehen, warum Japaner so viel Seltsamkeitsforscher sind als andere (vgl. Japanorama). •Genesis sowohl in ihrer Prog- als auch Pop-Phase köstlich und unnachahmlich waren. • Jugger unerträglich nerdig ist. • es völlig entartet ist, dass ein berühmter Hollywood-Schauspieler rund 5000 Mal mehr verdient als eine Ärztin mit Stress, Nachtdiensten etc. • in Kowelenz seit einiger Zeit eine umwerfend feine,detailliert ausgearbeitete Skulptur eines T-56068 steht. • ich seit Jahren jedes Album nur einmal höre, was hassenswert ist, aber angesichts einer überambitionierten Empfehlungsliste mit >5,3×104Posten unvermeidbar scheint. • David in einerMeta-Oi!-/Dada-Punkband (bzw. „Schlagercoverband ohne Probentermine“) namens Scheisse spielt, die mich mit Zeilen wie „Beethoven, der beste Rapper von Köln“ an die Techno-Anarchisten HGich.t sowie mein eigenes Jugend-Trashprojekt namens Diese Hütte ist aus … mit dem Debütalbum Scheiße erinnert. • Biffy Clyro Biss hat. • noch immer ein Martial-Arts-Film feat. Systema aussteht. • Scott Adkins einwirklich schöner Mann ist. • „The Sixteenth Six-Tooth Son of Fourteen Four-Regional Dimensions (Still Unnamed)“ von Demilich zuden krasseren Song-Titeln zählt. • die genialen Tori-Amos-meets-Skurillo-Elfenrussen Caprice auf Kywitt! Kywitt! und ihren anderen Alben unbeschreiblich schöne, am ehesten unter„Magie“ einzusortierende Musik erschaffen. • die Gebrüder Sparks ein völlig geniales und ungemein schräges Gesamtkunstwerk abgeben. • mir ein paar ziemlich debile „Ohrwürmer“ geglückt sind („Wer ist, wer hat, wer ist …“). • es auf den ersten Blick recht seltsam anmuten mag, für einen der genialsten und eigenständigsten lebenden Kino-/Bildkünstler (und Musiker) eine Lanze brechen zu wollen. Doch in Lynchs Filmographie gibt es jenen einen in zweierlei Hinsicht phantastischen Film Dune, der bei Fans wie Kritikern voll durchfloppte. Ich kenne Frank Herberts Buchvorlage leider nicht, daher beurteile ich die Verfilmung als eigenständiges Kunstwerk, und das hat es nun doch wirklich in sich: Bilder aus einer verstörend fernen Welt, welche beyonder kaum sein könnte. Irreversibel mutierte Navigatoren, die mit Spice den Space zu krümmen wissen, der Ritt auf kryptischen Sandwürmern, Patrick Stewart. Das Ganze gekoppelt mit einem Bombastikum von ultraepischem Soundtrack, der der – ich untertreibe – grandiosen Optik allen Ernstes gerecht wird. Wir können nicht wissen, wie der heutige Filmkanon aussähe, hätte Jodo Moebius den Stoff verfilmt – aber es ist geradezu sakrilegisch, diesem zumindest in rein ästhetischer Hinsicht überwältigenden, grotesken, jenseitigen 80er-Lynchismus seine (vielleicht nicht unbedingt narrativen) Stärken abzusprechen. Ein weiterer Eskapismus-Knaller, den ein weniger grausames, aber ähnliches Schicksal des respektlosen Ignorierens ereilte, ist übrigens Zak Snyders trotz/wegen extremer Vorlagentreue unterbewerteter Watchmen. Allein Dr. Manhattans posthumaner Marsurlaub ist ein enthemmt zu brüllendes „Jageil!“ wert. •Buckethead zu den talentiertesten, produktivsten und seltsamsten Musikern der Welt gehört. Bis Ende 2018 hat er an die 400 Alben herausgebracht, in 15 Bands/Projekten mitgewirkt, darunter sodisparate Sachen wie Guns N’ Roses, Cornbugs (Psycho-Comedy-Songsmit Schauspieler Bill Moseley) oder Praxis (Avantgarde). Allein 2015 veröffentlichte er auf www.bucketheadpikes.com (Bandcamp) über 100 Alben, darunter auch 32 Platten vom 1.10. bis zum 1.11. mit den Titeln 31 Days Til Halloween: Visitor From the Mirror, 30 Days Til Halloween: Swollen Glasses … 365 Days till Halloween: Smash. Bereits 2005 kam das 15 Platten umfassende CD-Akrostichon IN SEARCH OF THE heraus. Auch qualitativ ist Buckethead volle Kanne over the top und hypereklektisch zwischen Experimentellem, Funk-Jazzigem, HiTech-Progmetallischem undLoFi-Nonsensischem unterwegs, wobei in letzter Zeit vor allem feinster Thrash-Instrumetal dominiert. Ein besonderer Geheimtipp in seiner völlig umwerfenden Diskographie sind übrigens die xenochronisch komponierten, also auf Selbstsamples früherer Alben basierenden Needle In a Slunk Stack und Forensic Follies.• Brent Weinbach ein unverschämt eigenständiger Comedian ist (Pinocchio auf Französisch = Pinochet). • Kumpel Guul nach Aalenfährt. • der Songtitel „I Used To Be Just Like You, But Now I AmJust Like Me“ fast so gewieft ist wie der dazugehörige Bandname„Ahleuchatistas“. • wenn ich Millionär wäre, ich ein Drittelspenden und ein weiteres Drittel für exzentrischen Aktionskühnst-Potlatch ausgeben würde. • „ы“ für diemeisten Nichtrussen recht schwer auszusprechen ist. • die Anzahl der Bands, deren Berühmtheit in katastrophalem Verhältnis zu ihrer Kreativität und Genialität steht, ganz bestimmt größer ist, als man glaubt. Hier möchte ich die Aufmerksamkeit auf die außerordentlich originellen italienischen Prog-Metaller Garden Wall (was für ein seltsam klobiger Name) lenken, deren aktuelles, achtes Album Assurdo 2011 erschien und – ganz wie seine eskapismusfördernden Vorgänger Principium (1993), Path Of Dreams (1994), The Seduction Of Madness (1995), Chimica (1997), Forget The Colours (2002), Towards The Silence (2004) und Aliena(c)tion (2008) – eine sensationell dichte, das Obskure und Berauschende atmende Ideenpackung darstellt. Das kompositorische Niveau auf allen diesen Platten ist ungemein hoch, mal ist der Sound melodie- und gefühlsbetonter, mal gehts experimenteller zur Sache, mal wirds gar richtig weir/r\d. DieseMusiker müssen echte Wundertüten gefrühstückt haben bzw. sein. •Musik total überbewertet ist • J. J. Abrams’ typografische Gigawattleistung S zu den waghalsigeren Büchern der letzten Jahre zählt. • es nicht nur krasse deutsche Humor-Originale (Morgenstern, Loriot, Egner, Schneider, Arschkrampen u. a.) gab und gibt, sondern auch Unoriginale: Stromberg, Comedystreet, Elton vs. Simon. Die genialen Inspirationshilfen stammen aus England (The Office), Großbritannien (Trigger Happy TV)und Kanada (Kenny vs. Spenny): Der anglophone Raum quillt über vor einmaligen LOLs, ROFLs und LMAOs (nicht zu verwechseln mit Laos).Klar, C. M. Herbst ist ein toller Schauspieler und S. Gosejohann ein gewitzter Bursche, dennoch ist es enttäuschend, dass hierzulande nur wenig von jenem unerschöpflichen „Lustigkeitsgeil“ (Stichwort„Adult Swim“) aus US, UK & Co. durchsickert. Es folgt eine (leider viel zu kurze) TV-Serien-Empfehlungsliste: 12 oz. Mouse, A Bit Of Fry And Laurie, Andy Richter Controls The Universe, BrassEye, Freaks & Geeks, GarthMarenghi’s Darkplace, Human Giant, I’m With Busey, Jam, Knights of Prosperity, LookAround You, Louie, Metalocalypse, Mr. Show, Nighty Night. •beim Versuch, „Angst vor Gähnen“ bzw. „Yawnophobia“ zuergoogeln, nicht viel rumkommt, ähnlich wie bei „Antimondlandung“ oder „Jesus war ein Kugelfisch“. • PerfectHair Forever, Portlandia, SnuffBox, Space Ghost Coast To Coast, Stella, Strangers With Candy, SummerHeights High, Super Banzai VideoShow, The Armando Iannucci Shows, The Inbetweeners,The Peter Serafinowicz Show, The Smell Of Reeves And Mortimer, The Tick, Tim & Eric Awesome Show,Todd & And The Book Of Pure Evil (sehr666-lastig), UprightCitizens Brigade, Wonder Showzen, Xavier: Renegade Angel. •Künstler Arschlöcher sind. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich bin beides. Die nicht selten gegen ∞ strebende Egomanie eines Künstlers lässt ihn, diese ganz besondere Art von Schwein, in dem Irrglauben leben, unbedingt mehr und mehr produzieren zu müssen. Ungeachtet der simplen Tatsache, dass es einfach zu viel gute, sehr gut und hervorragende Kunst gibt – zumal bei einer angemessen ausführlichen Rezeption bereits wenig zu viel sein kann. In erster Linie diktiert natürlich das dreckige Geld, diese ganz besondere Art von Sau, die Endlos-Produktion. Fakt bleibt: Zu viel macht den Kunst- und Kulturfan über kurz oder lang unglücklich. Fachleute sprechen indem Zusammenhang von „leider geil“ (vgl. Deichkind), wobei die Betonung auf „leider“ liegt. Allmählich sollten die Kunstschaffenden darüber nachdenken, ob ihr aktuelles, für eine Publikation vorgesehenes Kunstwerk es wirklich wert ist, die wertvolle Zeit der Kunstadressaten in Anspruch zu nehmen. Muss das nächste lauwarme „Flower Kings“-Doppelalbum wirklich sein? Schluss mit diesem unverantwortlichen Selbstwahn! 2018 haben wir das kulturelle Erbe von 5000 Jahren zu stemmen. Und was passiert eigentlich, wenn wir eine außerirdische Zivilisation kennenlernen?Klingonische Kriegsdichtung will doch genauso studiert werden wie die Safidalen Brennhaar FraQtale von Dódon. • ich das amerikanische Indie-Multitalent Shane „Anakoluth“ Carruth abloben möchte, der mit seinem den Zuschauer für klug verkaufenden Debütfilm Primer sehr viel Hochachtung von Kritikern und SF-Fans geerntet hat und mit dem noch kunstvolleren, eigenartigeren, enigmatischeren und bizarreren Upstream Color für berechtigte Festival-Furore sorgte. Auch hier fungierte Carruth wieder als Autor, Regisseur, Produzent, Hauptdarsteller, Komponist und Kameramann. Filmzitat: „I was born with a disfigurement where my head is made of the same material as the sun.” Abgesehen davon, dass der Film tatsächlich leider nicht von einem verstörenden„Homo solaris (solaris?)“ handelt, könnte man Carruth als Einziges einen gewissen Hang zum Prätentiösen vorwerfen, der durch hyperrealistisch-elliptischen Dialogstil – zugleich wirkungsvoller wie durchschaubarer Authentizitätsemulator – befördert wird. Andererseits ist es vielleicht unmöglich, elegische (Film-)Lyrikohne Bedeutungsschwere zu komponieren. • es noch weitere beeindruckende Filmperlen abseits von hohlbirnigen Simpliziaden gibt: Another Earth von Mike Cahill, Beyond The Black Rainbow von Panos Cosmatos (sic!) mit dem genialen Electro-OST von Jeremy Schmidt sowie das zutiefst exzentrische Holy Motors von Leos Carax. • ich in meinem Leben schon so manchen Fail hingebacken habe, ob nun aus Unaufmerksamkeit, Voreiligkeit oder schlicht Dummheit. Einer hat mit Metal, genauer mit der Rock Hard zu tun. Da bin ich nämlich 2011 mal zu einem Vorstellungsgespräch hingegangen.Hab mich schön panne rausgeschniegelt, mit Sakko und weißem Hemd (und Krawatte im Ohr). Gegen Ende meiner netten Unterhaltung mit Jens Peters meinte dieser, nachdem er sich, unter anderem und völlig zu Recht, vor dem damals aktuellen Dramatic Turn of Events verneigt hatte, dass ich gern ein Praktikum machen kann (was aus beruflichen Gründen dann leider doch nicht stattfand) – und dass er seinerzeit mit zerrissener Jeans zum RH-Bewerbungsgespräch gekommen ist. Ich interessiere mich normalerweise nicht für schicke Kleidung, und dass ich grade hier, wo eher das Gegenteil angebracht gewesen wäre, voll overdressed war, ist so ein klassisches Failverhalten von mir. Immer wieder muss ich im Zusammenhang mit dieser kleinen Spacko-Episode grinsend an die super(der)be KomödieStep Brothers von Adam McKay denken, in der Will Ferrell undJohn C. Reilly als volldebile Pseudo-Erwachsene im Frack (!) zum Jobinterview antanzen. Allerdings kann nichts die Dinner-Szenetoppen, in der die beiden Stiefbrüder ihre geniale Geschäftsideepräsentieren: Es geht bei ihrem angedachten PRESTIGE WORLDWIDE umnicht weniger als alles: Versicherungen, Unterhosen, Forschung & Entwicklung, boats & hoes, Management, Politik, Geschichte,Erdkunde …
Bildquellen
- TERMINATRRRRRRR (8): Daniel Ableev