Mini-Playback-Show: Für den vierten Platz ein rosa DuckTales-Radio
Viele haben davon geträumt, nur wenige geschafft: Dennis Fink ist vor Jahren bei der Mini-Playback-Show aufgetreten. Ein Interview über Spätfolgen und Patrick Lindner.
Die Mini-Playback-Show ist, wenn man Menschen eines bestimmten Alters fragt, fast schon eine Art kollektiver Generationentraum. Viele Kinder haben die Show damals gesehen, die meisten wollten irgendwann einmal dort auftreten. Die wenigsten haben es geschafft. Wir haben mit Dennis Fink gesprochen, heute Mitgründer der Medienagentur mediomix. Und damals? Mini-Playback-Patrick Lindner.
Ich kann nicht anders als dich zuerst zu fragen ob du gut drauf bist.
(lacht) Ja, klar. Es ist zwar Montagmorgen, aber die Sonne scheint über Köln, von daher: Alles gut.
Wie bist du damals auf die Idee gekommen in der Mini-Playback-Show aufzutreten?
Ich war in der dritten Klasse, und das war die Abendshow, die ich noch kucken durfte. Mich hat das fasziniert, damals, wie die Leute da ihre großen Stars imitiert haben. Und dann kam ich auf die Idee, dass ich da mitmachen wollte. Ursprünglich mit diesem Matthias-Reim Song, Verdammt ich lieb dich. Das Verfahren funktionierte dann so, dass man die anschrieb, und bei mir kam der Brief zurück von wegen: „Brauchen wir nicht, haben wir schon.“ Da war ich natürlich erstmal sehr niedergeschlagen.
Aber du warst auch großer Fan von Patrick Linder und hast gedacht, du versucht es einfach nochmal?
Die Idee kam von meiner Oma. Wie man dann so als kleiner Junge ist macht man natürlich, was die Oma sagt. Ohne die Spätfolgen schon im Kopf zu haben (lacht). Und mit Patrick Lindner wurde ich dann tatsächlich eingeladen.
Direkt in die Show?
Das läuft so, dass es in Köln eine Vorauswahl gibt. Da werden dann gefühlt 200 Kinder an einem Tag durchgejagt, das wird alles aufgezeichnet, und dann durfte ich da schon mal vortanzen. Da haben alle was von Michael Jackson gemacht oder von irgendwelchen Stars in den Charts. Aber diese Schlagerrichtung in die ich dann mit Patrick Lindner rein ging war eher unterrepräsentiert. Da war noch ein Duo, die haben An der Nordseeküste von Klaus & Klaus gemacht, aber sonst war da nicht viel. Und dann nahm das Schicksal seinen Lauf.
Patrick Linder kam komplett von deiner Oma? Du hattest auch vorher keine Beziehung zu ihm oder der Musik?
Ich kannte den damals gar nicht. Ich wollte eigentlich nur dahin, mit welchem Interpreten war mir relativ egal. Und da ich meine Oma total gerne hatte, dachte ich: Wenn die sich Patrick Lindner wünscht, dann mach ich das halt.
Deine „Performance“ war aber in der Vorauswahl schon fertig, oder wie kann ich mir das vorstellen?
Naja, Performance, hast du dir das Video mal angeschaut?
Habe ich, deshalb spreche ich „Performance“ auch mit Anführungszeichen.
Die war tatsächlich nicht so umfangreich. Ich habe das dann mit meinem Vater immer wieder geprobt. Der war da auch Feuer und Flamme und hat das alles mit der Kamera aufgenommen. Der hat mir auch immer so Anweisungen gegeben, wann ich wohin gehen soll, wann ich ins Publikum winken soll. Für mich als kleines Kind war das total witzig.
Wird dann bei der Aufzeichnung selber nochmal dran geschraubt?
Gar nicht. Du hast da nur dein Kreuz auf dem Boden wo du zu stehen hast und dir sagt jemand, wann du in welche Kamera kucken kannst. Nur die Trompeter kamen vom Sender. Ich musste das allerdings fünf oder sechsmal hintereinander machen, das sieht man auch in den Gesichtern im Publikum, vor allem bei den Kindern wie die da völlig gelangweilt in der ersten Reihe sitzen.
So, wie du das erzählst klingt es, als sei dein Auftritt ein großes Familienprojekt gewesen.
Auf jeden Fall. Meine Mutter hat das zwar auch gefreut, aber mein Vater hat sich da richtig reingehängt. Wir haben zusammen geprobt, der hat einen Bus organisiert, so dass die ganze Schulklasse dann mit konnte und hat alle noch extra mit so Krachmachern zum Drehen ausgestattet.
Wie wird man als Kind dort behandelt?
Das war in Ordnung. Es gab Catering, man konnte dort sein. Aber es war nicht allzu herzlich. Und Marijke Armado, die man dann so als großen Star oder Idol wahrnimmt war sehr unnahbar und wirkte auf mich nicht wie der größte Kinderfreund. Man konnte sie nur im Vorbeigehen in der Maske sehen, aber das war nicht so, dass sie Backstage zu den Kindern gekommen ist.
Gab es danach Reaktionen von beispielsweise Mitschülern?
Die haben schon alle mitgefiebert. Wobei die Sendung auch so gestrickt ist, dass es keine Verlierer geben kann. Bei mir wurde es so eingefädelt, dass es zwei vierte Plätze gab. Ich war da ein bisschen traurig, die natürlich auch, dass es dann nur für den vierten Platz reichte. Harry Wijnvoord, der in der Jury war, der kam nachher noch zu mir und meinte, er hätte mich eigentlich auf den dritten Platz setzen wollen. Der war nett und sehr herzlich.
Würdest du sagen, dass dieser Auftritt für dein Leben so insgesamt eine gute Erfahrung war?
(lacht) Das hatte insofern noch ein Nachspiel, als dass die Heimatmelodie später noch ein Special hatte, wo alle Kinderstars eingeladen wurden die irgendwann mal was mit Schlager gemacht hatten. Da bin ich dann nachher noch aufgetreten, leider gibt es da keine Aufnahmen zu. Die Mini-Playback -Show lohnte sich nicht so richtig, da gab es für den vierten Platz ein rosa DuckTales-Radio und 150 Mark. Aber bei der Heimatmelodie durfte man in die Bavaria Filmstudios, da gab es dann eine Führung und wir durften auf Fuchur reiten. Das ist mir wirklich bleibend in Erinnerung geblieben. Ich habe ja jetzt meine eigene Medienagentur und schneide auch Filme, vielleicht hat das etwas damit zu tun. Speziell war da auch, dass man noch die echten Stars treffen konnte, das war vor allem für meine Oma und meine Eltern toll. Ich habe auch dieses Autogrammbuch mit Postkarten von allen möglichen Schlagerstars.
Chemiker bist du aber nicht geworden?
Ich habe da ja gesagt: Ich möchte gerne Chemiker oder Sänger werden. Ich bin dann letztendlich Biologe und Bassist geworden.
Bildquellen
- 2A160088-DC76-46E2-9918-BF9B3FCD5DC4: Dennis Fink / Beatbudda
- minplayback: Screenshot Youtube