Mud Studded: Pathos aus der Provinz

Die niedersächsische Hardrock-Band Mud Studded legt mit ihrem gleichnamigen Debütalbum ein ziemlich grandioses Old-School-Rockbrett hin.

Minimalistischen Rock&Roll trifft man dieser Tage immer seltener an. Die Art Musik, die sich nicht um Klischees schert, die kreisch-singend von kaputter Liebe und geplatzten Träumen handelt, bei der der Bass dröhnt und die Gitarrensoli over the top sind. In Zeiten, in denen sich alle durch einen doppelten Boden der Ironie absichern, ist es ein Segen, wenn eine Band wie Mud Studded dem den Fuckfinger entgegenstreckt und ganz Trainspotting-artig zu deklamieren scheint: Ja zur Lautstärke. Ja zum Pathos. Ja zu over the top.

Vielleicht kommt es nicht von ungefähr, dass Mud Studded in der niedersächsischen Provinz zuhause sind: Sänger und Gitarrist David Fay und Gitarrist Plewi sind im Wendland geboren, Bassist Kass Moody und Schlagzeuger Jonas Steben haben den Weg hierher gefunden. Keine Großstadt, die ihnen einreden kann, dass die Zeiten von „zu viel“ und „zu groß“ vorüber sind.

https://www.youtube.com/watch?v=HB8Jv2gWKN8

Bei Jimi Hendrix in die Lehre

Ihr Debüt Mud Studded klingt an den besten Stellen dann auch wie eine Mischung aus Led Zeppelin und Wolfmother, mal singt Fay soft und verletzlich, mal kreischt er, als gelte es, der Welt entgegenzubrüllen, dass er sich nicht unterkriegen lasse. „I wanna cry but I can’t“ singt er im Opener Puddle of Joy, in Forget my name heißt es „One bullet is enough to get rid of this problem called love“ und in Wasting Time singt Fay „I came up with nothing“. Da mag textlich viel Leere und Verzweiflung sein, die Musik aber ist wie der Harnisch, mit dem es in die Schlacht geht. Grob und hart wie Kass Moodys Bass und die reduzierten Drums von Steben – und manchmal sogar etwas shiny. Etwa dann, wenn die Gitarrensoli Plewis einen zuweilen an Großmeister Jimi Hendrix denken lassen, bei dem der Mud-Studded-Gitarrist in die Lehre gegangen zu sein scheint.

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Kein störendes Beiwerk

Im zweiten Song des Albums For my Liberty heißt es: „This life is not to admire“. Das mag für das leidende Erzähler-Ich stimmen, ganz gewiss aber nicht für die Musik, die man in ihrer entschlackten Einfachheit nur bewundern kann. Da ist kein störendes Beiwerk, das alles mit Synthies, Streichern oder sonstigem Schmalz vollrümpelt. Da ist nur Rock’n’Roll. Und deswegen knallt es umso mehr.

Bildquellen

  • 15401346_1467489353268887_1865809505_n: Albumcover / Nina Meyer
  • hihi_orig: Pressebilde / Nina Meyer