Post an Wagner

Post an Wagner: Manchmal sind Sie mir zu meta

Jeden Tag schreibt Franz Josef Wagner an irgendwen oder irgendwas. Jeden Tag kann man in der BILD lesen, was ihn so umtreibt. Mika Doe und Martin Spieß schreiben jetzt zurück!

Lieber Franz Josef Wagner,

Sie waren in dieser Woche sehr unentschieden, und wieder ein Mal habe ich mich gefreut, dass auch Sie ein Mensch sind, wandelbar, ja vielleicht sogar fehlerhaft.

Erst schrieben Sie Thomas de Maizière, Sie fänden seinen „Zehn-Punkte-Katalog für eine deutsche Leitkultur, Verzeihung, altmodisch. In unserer globalen Welt geht es nicht mehr darum, wer Sauerkraut isst oder ob man sich die Hand gibt.“

Dann aber warfen Sie Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vor, sie wisse nicht, „was ein kämpfender Soldat fühlt“. Und das schrieben Sie nicht ihr, nein, sondern den „Bundeswehr-Soldaten/innen“. Sie schrieben ihnen und dachten gleichzeitig im Brief an sie, „an unsere Soldaten im Auslandseinsatz. Es sind gute Typen. Durchtrainiert.“

Manchmal, Herr Wagner, sind Sie mir zu meta. Ob Ihre Leser/innen da mitkommen? Und ich frage mich: Hätten Sie die Verteidigungsministerin auch kritisiert, weil sie „der Bundeswehr ‚Haltungsprobleme’“ vorwarf, wenn sie so durchtrainiert wäre wie die Soldaten, auf die Sie so stolz sind?

In einem Beschwerdebrief über den tragischen Tod von Niklas P. schrieben Sie: „Schuld und Sühne. Ich will, dass unsere Justiz weiter ermittelt. Niklas’ Tod darf nicht ungesühnt bleiben.“ Da bin ich, lieber Herr Wagner, einmal gänzlich unironisch mit Ihnen einer Meinung. Nicht dass ich sonst ironisch wäre, aber Sie wissen ja, wie es ist. Die Leute wollen einen einfach falsch verstehen!

Fast ein wenig zu wehmütig beendeten Sie die Woche mit Ihrem Brief an Prinz Philip, der sich mit 95 Jahren aus der Öffentlichkeit zurückzieht: „Dieses Ehepaar, dieses königliche Paar, dieses ewige Paar – ist nicht zeitlos. In den Geschichtsbüchern wird stehen, was aus der Queen und Prinz Philip geworden ist – und aus unserer Zeit, die fortschreitet.“

Diese verdammte Zeit! Es macht mich traurig und betroffen, mir eine Welt vorzustellen, in der Sie irgendwann nicht mehr… Wie soll das gehen, ohne Ihre Briefe? Ohne Ihren klaren Blick, der uns diese Welt erklärt? Ich vermag nicht, es mir vorzustellen. Versprechen Sie mir, dass Sie uns noch lange erhalten bleiben, ja?

Bis nächste Woche!

Herzlichst,

Ihr Martin

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