Sicher durch die Feiertage: Den Partner / die Partnerin vorstellen

Weihnachten rückt näher. Aber wie komme ich sicher durch die Feiertage? Martin Spieß erklärt es in unserer Miniserie. Heute: Den Partner / die Partnerin vorstellen.

Das ist schon etwas, was man gerne überspringen würde: seiner Familie den Partner vorstellen. Man hat zwar lange Zeit mit ihnen durchgestanden und mag sie ja irgendwie auch, aber die Skepsis bleibt. Die Familie glaubt ja nun einmal zu wissen, was das Beste für einen ist, und das schließt den Partner ein. Aber selbst im Falle einer ungewöhnlich tollen (sprich: verständnisvollen) Familie gilt es, potentielle Riffs rechtzeitig zu erkennen und zu umfahren. Wer nach der langjährigen Liebe zur von allen ge- und bei allen beliebten Traumfrau die hardcore-gepiercte und gesichtstätowierte Fickbeziehung mit nach Hause bringt muss sich bewusst sein, dass Fragen kommen. Und sollte sich Antworten zurechtlegen.

1) Ablenken
Man bringt seinen Partner zwar mit, erzählt aber, er sei „nur ein Freund“. Problem dabei: Damit sich die Eltern nicht wundern, muss man in verschiedenen Zimmern schlafen. An Sex ist dann schwer oder gar nicht zu denken. Man kann den Partner zwar in einem Motel unterbringen beziehungsweise zum Vögeln in einen Stundenhotel gehen. Allerdings lässt beides nicht gerade Weihnachtsstimmung aufkommen. Außerdem: Wessen Familie auf dem Land lebt, der kennt Motels und Stundenhotels nur aus dem TV.

2) Den Partner / die Familie vorbereiten
Man setzt sich drei Monate vor den Feiertagen (oder eben so früh wie möglich, meist eine Stunde vor der Ankunft) mit dem Partner / der Familie hin und erklärt, was ihn / sie erwartet:
Dass Papa ständig anzügliche Witzchen erzählt, die in den seltensten Fällen wirklich komisch sind, und dabei dem Partner einen Klaps auf den Hintern gibt – egal ob Mann oder Frau. Dass Mama nicht die richtige Mutter, sondern die zweite Frau von Papa ist. Dass die eigentliche Mutter jetzt mit dem Bruder von Papa verheiratet, also eigentlich Tante Mama ist. Dass der Bruder wegen Scheckbetrugs im Knast saß und die Schwester, 25, sechs Kinder von sechs verschiedenen Männern hat. Dass man sich bewusst ist, dass der Partner, gelinde gesagt, ziemlich einfach gestrickt ist, man aber einfach mal wieder ein bisschen bumsen will. Dass die zutätowierte Glatze Ausdruck seiner Persönlichkeit ist. Dass seine unkontrollierte Flatulenz doch eigentlich ganz süß ist. Manchmal, bei der richtigen Konstellation der Sterne, soll Ehrlichkeit ja funktionieren.

3) Amor spielen
Wenn, im ungünstigsten Fall, die Abneigung von Familie und Partner auf Gegenseitigkeit beruht, keine Sorge – noch ist nicht alle Hoffnung verloren. Man mache es wie Shakespeare in Viel Lärm um Nichts: da verlieben sich Beatrice und Benedict nur deswegen, weil ihre Freunde sie glauben machen, sie seien ineinander verliebt. Also: Dem Vater sagen, wie sehr der Partner dessen Witzchen schätzt. Er habe selbst eine ganz vorzügliche Sammlung unflätiger Witze, wollte aber dem Vater nicht die Schau stehlen. Dem Partner sagen, wie sehr dem Bruder die Tattoos gefallen. Er habe schließlich aus seiner Knastzeit auch einige Tinte auf der Haut. Auch wenn das alles nicht wahr ist: das wird es, wie bei Shakespeare, von ganz allein. Und eh man sich versieht sitzen Partner und Familie in süßer Eintracht unterm Tannenbaum.

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