Zoopalast Premiere The Hateful 8

The Hateful 8 versus Dschungelcamp

Daniel Lücking war gestern für uns bei der Deutschland-Premiere von Quentin Tarantinos neuem Film The Hateful 8.

Es ist die Berlinpremiere für einen Film, den ich nicht unbedingt brauche. Was will ich mit Gewalt? Was will ich mit dem erwartbaren Gemetzel? Aber gut: Ich muss, denn der Film steht auf der To-Do-Liste. Und es gibt nur wenig, was ich für so grenzwertig halte, wie Gewaltexzesse im Kino. Warum also nicht mal mit einem Format vergleichen, was für mich ähnlich schwer erträglich ist ?
AllTheThree

Gemeinsamkeiten

The Hateful 8 und Dschungelcamp eint die Menge an Protagonisten, die alle irgendwie gleichwertig vor der Kamera arrangiert werden. Einige stärker im Vordergrund, einige weniger. Jeder für sich ist aber wichtig für das Endergebnis … irgendwie. Gleichstand.
The Hateful 8 0:0 Dschungelcamp

Darsteller

Die Darsteller sind uns alle schon einmal begegnet. Nun sehen wir sie erneut. Im Fall von The Hateful 8 mit Samuel L. Jackson, Kurt Russell und Jennifer Jason Leigh auch sehr gern – im Fall vom Dschungelcamp … nunja …
The Hateful 8 1:0 Dschungelcamp

Leiden

Wir schauen den Stars beim Leiden zu – der eine leidet kürzer, der andere länger. Doch anders, als beim Dschungelcamp entscheidet bei The Hateful 8 nur Mr. Quentin Tarantino wann ein Charakter die eisige Bühne verlässt, auf die der Blizzard die unseligen Leidenden erbarmungslos eingepfercht hat. Manch einer geht früher, als erwartet. Niemand muss herausgewählt werden und kostet dabei den Zuschauer auch noch Geld – klarer Pluspunkt für The Hateful 8
The Hateful 8 2:0 Dschungelcamp

https://www.youtube.com/watch?v=gnRbXn4-Yis

Und wer geht, der ist weg. Die Kamera fährt nicht noch hinterher, wie jemand über eine lange Brücke den Weg zurück ins Luxushotel antritt. Nervig lange, als ob wir uns sicher sein müssten, dass der „Star“ auch abgetreten ist. Glatt noch ein Punkt, der mehr für Tarantino spricht:
The Hateful 8 3:0 Dschungelcamp

Spiel

Kurt Russel in Berlin bei der Premiere von Hateful 8Lange Dialoge unterbrochen durch kurzweilige Action. Für die weitere Gruppendynamik allerdings absolut unvermeidbare Szenen. Im Fall von The Hateful 8 sind es Schüsse und Gemetzel – im Fall vom Dschungelcamp irgendwelche Prüfungen. Doch wo das Dschungelcamp nur mit mäßiger Ekel-Action zu punkten versucht, geht es bei Tarantino ordentlich zur Sache. Vielleicht täten dem Dschungelcamp ein paar Waffen gut?
The Hateful 8 4:0 Dschungelcamp

Dialoge

Während die Dialoge von Tarantino pointiert und nur in den seltensten Fällen vorhersehbar sind, sollten die Dialoge im Dschungelcamp doch besser enden, bevor sie begonnen haben. Möglicherweise ist es in der deutschen Synchronisation von The Hateful 8 ja ebenso misslungen – aber hey: Die Premiere lief im Original mit Untertitel – die beste Wahl auch für deutsche Kinogänger. Daher wie so oft:
The Hateful 8 5:0 Dschungelcamp

Auf den Punkt

Quentin Tarantino in Berlin bei der Premiere von Hateful 8Mal ehrlich: Einen Tarantino-Film spoilern? Ein Lob für IBES – nein. Nicht von mir. Fans werden den Film ohnehin schauen. Und selbst, wenn es nicht die 70 Millimeter-Version ist, überzeugen Kameraführung und die Winterlandschaft. Tarantino nimmt sich Zeit, wo Zeit sein darf. Im Blizzard (Drehbeginn war Januar 2015), in dem die Aufnahmen entstanden sind wäre jede Schnelligkeit Fehl am Platz. Die Musik ist kein schmückendes Beiwerk oder wie im Fall vom Dschungelcamp aus der Billigdudel-Kiste, sondern trägt, wo es sein soll, zum Werk bei.

Nein – ich muss weder Gewalt, noch das spritzende Blut mögen, um am Winter-Western The Hateful 8 Spaß zu haben. Und spätestens seit Tarantino in Inglourious Basterds seine Charaktere mit einer Abartigkeit und Perversion auflud, die so sehr zum Nazi-Regime passten wie nun wohl zur Kopfgeldjäger-Kultur des wilden Westens, suche ich auch gern nach einem tieferen Sinn in seinen Werken.

Well done, Mr. Tarantino, well done.