Was The Hooters und Alan Parsons zurzeit verbindet: die Night of the Proms

Zwei Legenden auf einmal: Anlässlich der Night of the Proms führten wir ein Doppelinterview mit Alan Parsons und Eric Bazilian.

Die Night of the Proms tourt in diesem Jahr bereits zum 26. Mal durch Deutschland – die massentaugliche Mischung aus bis zu 300 Jahren Musikgeschichte zwischen Bach und Justin Timberlake lebt von der Verschränkung eines großen Orchesters und wechselnder Stars aus Rock- und Popmusik. Von Anfang an immer dabei ist John Miles, der mit seinem Prog-Überhit Music den Stein erst ins Rollen brachte. In diesem Jahr gesellen sich unter anderem Alan Parsons sowie Eric Bazilian und Rob Hyman von The Hooters dazu. Mit beiden unterhielt sich unser Autor Thomas Kaestle nach der Show in Frankfurt. Die letzten Shows finden am 20. und 21. Dezember in Hamburg sowie am 22. Dezember in Bremen statt. Tickets gibt es noch hier.

Eric Bazilian: „Zu Johnny B. hat uns die Kelly Family inspiriert.“

Ein Gespräch mit Eric Bazilian, Gründungsmitglied der Band The Hooters, über Cindy Lauper, The Who, die Scorpions und die Kelly Family.

Eric Bazilian gründete im Jahr 1980 als Sänger und Gitarrist unter anderem gemeinsam mit dem Keyboarder und Akkordeonisten Rob Hyman in Philadelphia die Band The Hooters. Im Jahr 1985 wurde die vom Magazin Rolling Stone als beste neue Band des Jahres genannt. In Deutschland hatte sie 1987 großen Erfolg mit dem Album One Way Home und Hits wie „Johhny B.“ Bazilian und Hyman arbeiteten als Songschreiber, Musiker und Produzenten erfolgreich für Kollegen wie Cindy Lauper, Joan Osborne, Robbie Williams oder die Scorpions.

Die Hooters waren anfangs eine Band, die man heute „independent“ nennen würde, hatten ein Album selbst finanziert und produziert. Was trieb Sie an, Ihren eigenen Weg zu gehen?

Wir hatten da schon mit einer anderen Band den Versuch mit einem großen Label hinter uns, das hatte überhaupt nicht funktioniert. Also beschlossen wir, es mit einer neuen Band noch einmal zu versuchen – aber diesmal auf unsere Weise. Wir wollten diesmal nicht darauf hören müssen, was uns irgendwer anders erzählt – schon gar nicht darüber, welche Musik wir spielen sollen. Es war an der Zeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und zu sehen, wie weit wir damit kommen. Und wir kamen ja auch ganz schön weit.

Sie spielten bereits nach zwei Jahren als Vorband für Weltstars wie The Clash oder The Who. Waren das Vorbilder für Sie?

The Clash waren damals ein Riesending, man kam gar nicht an ihnen vorbei. The Who waren hingegen ein großer persönlicher Einfluss für mich. Ich sah diese Band oft live, auch schon ziemlich früh – zum Beispiel als Tommy erschienen war. Diese Show hat mein Leben verändert.

Sie haben schon sehr früh mit anderen Musikern gearbeitet, zum Beispiel mit Cindy Lauper an ihrem Erstling. Später waren Sie und Rob auch einzeln sehr erfolgreich als Komponisten, Produzenten und Studiomusiker. Was ist Ihr Beitrag zur Musik anderer?

Ich habe mit sehr vielen unterschiedlichen Musikern gearbeitet, in unterschiedlichen Stilrichtungen. Mein Herz schlägt für die Rockmusik. Aber das wichtigste an Musik ist für mich, eine Qualität dabei zu erreichen, eine Geschichte zu erzählen, etwas zu machen, das gut klingt, sich gut anfühlt, gut konstruiert ist. Ich kann mich dabei in fast jedes musikalische Genre einfühlen. Und dann gebe ich mich nicht so leicht zufrieden. Ich will eine Melodie hören, die Sinn ergibt, ich will einen Text hören, der mir wirklich etwas sagt. Bislang ist mir das mit jeder Art von Musik gelungen.

Ihr Album One Way Home schlug in Europa im Jahr 1987 ein, traf zur richtigen Zeit den richtigen Ton. Haben Sie eine Idee, warum Ihre Musik damals alle so erwischte?

Wissen Sie… nein. Wir hatten einfach Glück, dass diese Songs mit den deutschen Hörern so eine Verbindung eingingen. Das Album davor hatte in den USA einen doppelten Platinstatus erreicht, da war All You Zombies drauf, aber das hat in Deutschland zu der Zeit keinen interessiert.

Sie haben ja sogar deutsche Versionen Ihrer Songs aufgenommen und dabei zum Beispiel mit Heinz Rudolf Kunze gearbeitet. Und Sie haben viel zu einem Album der Scorpions beigetragen. Was verbindet Sie mit Deutschland?

Wenn Du einmal ein Publikum in Deutschland hast, hast Du es für immer. Warum auch immer: Die Melodien, die wir schreiben und die Klänge, die wir erzeugen, verbinden sich hier mit den Menschen.

Sowohl Heinz Rudolf Kunze als auch die Scorpions kommen aus Hannover. Werden Sie einen davon in Hannover bei der Night of the Proms treffen?

Leider klappt das nicht. Rudolf Schenker ist gerade in Thailand. Aber ich habe seine Band letztes Jahr in Stockholm gesehen, ich mag die. Wir hatten eine tolle Zeit zusammen. Und ich habe meinen ersten Spargel bei Rudolf in Schwarmstedt gegessen.

Sie haben im Laufe Ihrer Karriere mit so vielen Musikern zusammengearbeitet. Wer steht noch auf Ihrer Wunschliste?

Die Kelly Family! Und das ist nicht nur ein Scherz. Zu Johnny B. hat uns die Kelly Family inspiriert. Wir sahen die Band vor langer Zeit als Straßenmusiker in New Orleans, die ganze Großfamilie aufgereiht. Und wir sagten uns: Lasst uns einen Song schreiben, den die singen würden. Daraus wurde dann Johnny B..

Alan Parsons: „Die Abbey Road Studios sind ein magischer Ort.“

Ein Gespräch mit dem Toningenieur und Musiker Alan Parsons über die Abbey Road Studios, Pink Floyd und Konzeptalben.

Alan Parsons begann seinen Erfolg als Toningenieur mit einer Ausbildung in den legendären Londoner Abbey Road Studios, während der er bereits bei den Aufnahmen der Beatles-Alben Abbey Road und Let It Be assistierte (und beim allerletzten Konzert der Band auf dem Dach der Studios als Veranstaltungstechniker beteiligt war). Mit nur 23 Jahren war er verantwortlicher Toningenieur bei der Aufnahme von Pink Floyds Dark Side of the Moon. 1976 veröffentlichte er als Alan Parsons Project mit Eric Woolfson Tales of Mystery and Imagination, sein erstes Album als Musiker. Im April dieses Jahres erschien nach 15-jähriger Pause Parsons neues Album The Secret.

Sie haben nach vielen Nominierungen in diesem Jahr einen Grammy erhalten – als Toningenieur. Bei der Night of the Proms stehen Sie als Musiker auf der Bühne. Welche Rolle hat Ihre Karriere mehr dominiert?

Es begann natürlich alles mit der Arbeit im Studio. Da fühle ich mich heute noch am wohlsten. Ich konnte mir damals wirklich nicht vorstellen, dass ich irgendwann auf Bühnen stehen und Musik machen würde.

Seit Ihrer Zeit in den Abbey Road Studios haben Sie viel eigene Musik veröffentlicht. Beeinflusst Sie dieser Ort trotzdem bis heute?

Ich hatte die Möglichkeit, zwanzig Jahre meines Lebens in diesen Studios zu arbeiten und während dieser Zeit auch meine eigenen Alben dort zu produzieren. Es ist und bleibt ganz einfach ein magischer Ort. Ich habe es immer genossen, dorthin zurückkehren zu können. Mitte der Neunzigerjahre war ich da sogar für kurze Zeit Geschäftsführer. Aber das war mir zu repräsentativ, die meiste Zeit bin ich schreiend weggelaufen.

Ihre Arbeit als Toningenieur bei Pink Floyds Dark Side of the Moon gilt als Meisterstück. Aber kann man gegenüber Musikern wie Roger Waters überhaupt eigene Ideen durchsetzen?

Ausgerechnet da habe ich vermutlich mehr Einfluss genommen als ich gedurft hätte. Ich hatte das Gefühl, ein wichtiger Teil des Teams zu sein. Ich buchte zum Beispiel Clare Torry als Sängerin für The Great Gig in the Sky. Die anderen kannten sie vorher gar nicht. Und ich nahm einige Soundeffekte im Alleingang auf, die später wichtige Teile des Albums wurden. Ich bin mir also sicher, dass mein Beitrag zu hören ist.

Ging es ihnen in der eigenen Musik auch darum, neue Aufnahmetechniken zu entwickeln – zum Beispiel gleich beim ersten Album, Tales of Mystery and Imagination?

Das war von Beginn an als Studiomusik konzipiert. Also haben wir uns darauf konzentriert, dass es als Album so gut wie damals möglich klang – mit viel Orchestrierung, unzähligen Gitarren- und Gesangsschichten. Es wäre damals ein Alptraum gewesen, das auf der Bühne zu reproduzieren. In den Siebzigerjahren hätten wir dafür drei Keyboarder und vier Gitarristen gebraucht.

Bei ihren ersten beiden Alben geht es um Texte von Edgar Allen Poe und Isaac Asimov. Und auch das neue Album The Secret hat als verbindendes Thema die Magie. Wie wichtig sind Geschichten für Sie?

Konzeptalben waren in den Siebzigerjahren in Mode. Inzwischen halten sie viele für prätentiös. Heute geht es mir eher um eine Reihe von Songs, die sich gut ineinanderfügen.

Sie begegnen bei der Night of the Proms auch John Miles, dessen Song Music von Anfang an Inspiration und Kernstück der Show ist. Sie haben ihn 1976 für Miles produziert. Außerdem hat der auf ihrem Album Tales of Mystery and Imagination gesungen.

Wir kennen uns schon wirklich lange und verstehen uns gut. Unsere Freundschaft begann ja zu Beginn seiner Karriere. Es ist gut, ihn wiederzusehen.

Hatten Sie überlegt, mit ihm gemeinsam einen der Songs aus ihrem ersten Album zu spielen?

Wir haben ja nur Zeit für vier Songs. Also mussten wir uns entscheiden, welche mit dem großen Orchester am besten funktionieren würden. Aber ich hätte große Lust, mit John irgendwann einmal das alte Material wiederzubeleben.

Sie haben mit vielen großartigen Musikern zusammengearbeitet. Wer steht noch auf Ihrer Wunschliste?

Ich habe das große Glück, meine Alben so machen zu können, wie ich mir das vorstelle. So war das auch bei The Secret. Ich rief Jason Mraz an, um mit ihm bei „Miracle“ zusammenzuarbeiten oder Lou Gramm für die Arbeit an „Sometimes“. Und wenn ich mein nächstes Album aufnehme, werden wieder neue tolle Musiker dabei sein.

Welche Kollaboration beeinflusste Sie bislang am stärksten?

Das war zweifellos Eric Woolfson, die andere Hälfte des Alan Parson Project. Er schrieb die meisten Songs mit mir. Ich widme ihm meine Auftritte bei der Night of the Proms, da sein Tod in diesem Dezember genau zehn Jahre zurück liegt.

Bildquellen

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