Wenn nötig: Arschtritte

Durch Zufall ist unser Autor Martin Spieß über die Autorin, Musikerin und Podcasterin Margaret Killjoy gestolpert. Ein Glücksfall, findet er.

Das erste Mal von Margaret Killjoy gehört habe ich durch den Podcast Behind the Bastards, in dem sie zu Gast war. (In einer der Folgen ging es um Moritz Schreber, den man heute fast nur noch mit den nach ihm benannten Gärten assoziiert, der aber auch ein Vertreter der sogenannten schwarzen Pädagogik war – laut Schreber sollten Kinder eine strenge Erziehung erfahren, er hat beispielsweise Gerätschaften entwickelt, die für eine aufrechte Körperhaltung sorgen oder Kinder von der Masturbation abhalten sollten. Fun stuff also.)

In Behind the Bastards jedenfalls spricht der Host Robert Evans mit wechselnden Gäst*innen und stellt ihnen „modern and historical bastards“ vor. Also Individuen, deren Weltanschauung und/oder Verhalten negative Auswirkungen auf Menschen(leben) und Welt hatte.

Wie bei US-amerikanischen Podcasts üblich, werden die Gäst*innen am Ende gefragt, ob sie etwas „to plug“ haben, also ein Produkt, eine Tour, ein Buch, einen Podcast etc., für das sie werben wollen.

Mein Favorit: Feminazgûl

Margaret Killjoy stellt dabei immer wieder eine Kickstarter-Kampagne zu ihrem neuen Young-Adult-Roman The Sapling Cage vor, der Ende September bei Feminist Press erscheinen soll.

Ich denke mir: Mal eben nachschauen, was die sonst so macht. Eine kurze Internetsuche später bin ich tief drinnen im Margaret-Killjoy-Rabbithole. Nicht nur, dass sie Autorin und Podcasterin ist, nein, sie macht auch Musik. Mein Favorit: die Black-Metal-Band Feminazgûl. (Absolut zu empfehlen.)

Action und Ohnmacht

Im Leipziger Festa Verlag sind zwei ihrer Romane auf Deutsch erschienen: Das Lamm wird den Löwen verschlingen und Das Ritual des Barrow. Darin wird die junge Punkerin und Nomadin Danielle in eine Welt hineingeworfen, in der Magie existiert. So weit, so unspektakulär? Yet another Fantasy-Autorin? Nein, denn mit Witz und Verve verhandelt Killjoy außerdem Themen wie Transidentität und Selbstbestimmung, sie erzählt von Freundschaft und Verliebtheit, sie schickt ihre Figuren in Action und Ohnmacht, lässt sie scheitern und sterben – und (sorry, kleiner Spoiler) wieder auferstehen.

Am Ende fasst ein Kommentar auf der Seite des Festa Verlags Margaret Killjoy vermutlich am besten zusammen: „Margaret Killjoy hat mir gezeigt, dass mensch trans und woke und gleichzeitig ein Black Metal liebender Psychonauten-Okkult-Weirdo sein kann, der Ärsche tritt, sollte es notwendig sein.“

Dem ist nichts hinzuzufügen außer: Danke, Behind the Bastards, und danke, Margaret Killjoy.